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In den Jahren des Faschismus war es
übrigens Vorschrift, auf der rechten Sei-
te zu laufen. Die Ordnungskräfte setzten
mit Schlagstöcken diese Regel durch, aber
auch das haben die Römer bekanntlich
überstanden. Heute geht es wieder wun-
dervoll chaotisch auf dem Corso zu. Meis-
tens wird in größeren Gruppen flaniert
und es kann immer wieder mal zu klei-
neren Rempeleien kommen, die aber nie
bösartig enden.
Starten Sie mit Ihrem Spaziergang
an der Piazza Venezia É . Nach etwa
300 Metern erreichen Sie auf der linken
Seite die Piazza Colonna Ç . Der Platz
wird dominiert von der 42 Meter hohen
Triumphsäule, die Kaiser Marc Aurel im
2. Jahrhundert n. Chr. aufstellen ließ.
Hier befindet sich im Palazzo Chigi der
Sitz des italienischen Ministerpräsiden-
ten. Der Renaissancepalast stammt aus
dem 16. Jahrhundert und ist unschwer an
der italienischen Flagge zu erkennen, die
am Balkon des ersten Stocks befestigt ist.
Nur wenige Schritte entfernt, residiert im
Palazzo Montecitorio É das italienische
Parlament. Der Entwurf zu dem Gebäude
stammt von Gian Lorenzo Bernini, einem
der berühmtesten Baumeister Roms.
Weiter gehts durch das enge Gassen-
gewirr der römischen Altstadt. Vorbei an
der schönen barocken Piazza Santa Ma-
ria Maddalena Ì mit der gleichnami-
gen Kirche bis zum Palazzo Madama Ï ,
der im 16. Jahrhundert im typischen Stil
der Frührenaissance für die Familie Medi-
ci erbaut wurde. Hier hat der italienische
Senat seinen Sitz, dessen Machtbefugnisse
mit denen des deutschen Bundesrats ver-
gleichbar sind.
Das ganze Viertel westlich des Corso ist
durchzogen von schmalen, gewundenen
und gebogenen Gassen, in denen man sich
schnell verlaufen kann. Inmitten dieses
Gewirrs befinden sich zwei der schönsten
Plätze Roms, die unterschiedlicher nicht
sein könnten: Die Piazza Navona und der
Campo de' Fiori. Die Piazza Navona Ð
wird von den Römern gerne als „Wohn-
zimmer Roms“ bezeichnet. Der Platz wird
dominiert von dem weltberühmten baro-
cken Brunnen Fontana dei Fiumi. Ziem-
lich nervig sind allerdings die Maler, die
einen großen Teil des Platzes für sich be-
anspruchen und Porträts von Touristen
und kitschige Rommotive feilbieten. Über-
boten werden sie aber noch von den Stra-
ßenhändlern, die billiges chinesisches Kin-
derspielzeug verkaufen.
Ganz im Gegensatz dazu präsentiert
sich der nur wenige Schritte entfern-
te Campo de' Fiori Ó . Unübersehbar
ist, dass hier kein Baumeister der Päps-
te Hand angelegt hat. Die in ihrer Höhe
sehr unterschiedlichen Gebäude sind
ohne Bauplan im Lauf der Jahrhunder-
te entstanden und verleihen dem Platz et-
was Chaotisches, das aber durchaus sym-
pathisch wirkt. Tagsüber wird hier einer
der schönsten Gemüsemärkte Roms ab-
gehalten. In den warmen römischen Som-
mernächten indes gehören die Bars rund
um den schummrig beleuchteten Platz zu
den beliebtesten Treffpunkten junger Ein-
heimischer.
Wer nun zum Tiberufer bummeln will,
geht am besten über die romantische Via
Giulia Ô . An der Planung der ersten völ-
lig geraden Straße Roms war übrigens
Bramante maßgeblich beteiligt.
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