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Zwischen Via del Corso und Campo de' Fiori
Die römische Altstadt war in der Antike
das große Exerzierfeld Roms, wie auch
der lateinische Name Campus Martius,
das dem Kriegsgott Mars geweihte Feld,
belegt. Agrippa ließ das Gebiet kurz vor
Christi Geburt durch die Anlage von Bä-
dern und Gärten umgestalten.
Unter den Päpsten wurde nach deren
Rückkehr aus dem französischen Exil in
Avignon (1377) aus dem gesamten Ge-
biet ein kulturelles und wirtschaftliches
Zentrum. Die Via dei Banchi Nuovi etwa
war im 15. Jahrhundert die Hochburg der
Bankiers, die größtenteils aus den Städ-
ten Siena, Florenz und Genua stamm-
ten. Zur wirtschaftlichen Entwicklung zog
Rom Fremde heran; auch die Künstler,
die in Rom arbeiteten, kamen immer aus
anderen italienischen Städten. Die Ban-
kiers der Renaissance hatten nicht nur
die Verantwortung für das Vermögen der
Päpste. Sie verwalteten auch das Zoll-
wesen und sicherten sich dadurch einen
großen Einfluss.
Der berühmteste Bankier war Agostino
Chigi, dessen rauschende Feste in ganz
Rom bekannt waren (Kapitel „Trasteve-
re“, s. S. 153).
Später stellte die Familie der Chigi eini-
ge Päpste. Eine neue Epoche hatte be-
gonnen: Ein ökonomisch potentes Stadt-
bürgertum brachte den Klerus in seine
Abhängigkeit und sicherte sich somit den
Aufstieg in die höheren Etagen des römi-
schen Kirchenadels.
Die Altstadt wurde großzügig gestaltet:
Die berühmtesten Bildhauer Europas
(Michelangelo, Bramante) errichteten
hier ihre Brunnen, Straßen und Kirchen,
das Zeitalter der Renaissance (Wieder-
geburt) war angebrochen.
Ab dem 17. Jahrhundert kam der Ba-
rock immer mehr in Mode. Der Begriff
stammt aus dem Portugiesischen und
bezeichnet dort eine ungewöhnlich ge-
formte Perle.
Der neue Stil prägte die Architektur
in der römischen Altstadt so sehr, dass
kaum ein Gebäude sich seinem Einfluss
entziehen konnte. Bernini und Borromi-
ni hießen die großen Architekten dieser
Epoche. Nach den Worten Berninis ist
alles barock, „was in irgendeiner Weise
kompliziert, müßig, launisch oder exzen-
trisch ist“.
Å Via del Corso ***
[G7]
Der Corso ist schon seit Jahrhunderten
eine der Lebensadern Roms. Der Spa-
ziergang auf der breiten Prachtstraße
gehört zu den wichtigsten Ritualen der
Einheimischen.
Die Via del Corso hat Papst Paul II. im
15. Jahrhundert errichten lassen. Ge-
dacht war sie zur Aufwertung seines ge-
planten Regierungszentrums als gro-
ße Verkehrsader zwischen der Piazza
del Popolo und der Piazza Venezia. Der
Papst ließ hier damals seine Wagenren-
nen abhalten. Aber lassen wir uns von
Goethe erzählen, wie es hier im 18. Jahr-
hundert ausgesehen hat: „Der römische
Karneval versammelt sich in dem Korso.
Diese Straße beschränkt und bestimmt
die öffentliche Feierlichkeit dieser Tage.
An jedem anderen Platz würde es ein an-
deres Fest sein. (...) Der Korso führt den
Namen wie mehrere lange Straßen itali-
enischer Städte von dem Wettrennen der
Pferde, womit zu Rom sich jeder Karne-
valsabend schließt.“
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