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Le gattare - die Katzenmütter von Rom
Katzen sind Individualisten. Sie meiden
Lärm und Menschenansammlungen. In
einer lauten und hektischen Stadt wie
Rom sind die Rückzugsmöglichkeiten für
Vierbeiner begrenzt. Aber es gibt ja noch
die Ruinen der Ewigen Stadt. Dort kön-
nen die Katzen sich nach Herzenslust auf
zerbrochenen Säulen in der Sonne räkeln,
Mäuse jagen oder sich über die Essensres-
te der Touristen hermachen.
Wer am Largo Argentina [F8] vorbei-
kommt, kann die unzähligen Katzen
nicht übersehen. Die kuscheligen Vierbei-
ner fühlen sich hier ausgesprochen wohl.
Leider ist nicht auszuschließen, dass es da-
mit bald vorbei sein könnte.
Die Ruinen am Largo di Torre Argenti-
na aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. gehö-
ren zu den ältesten Ausgrabungsstätten in
der Innenstadt. 1926 wurden sie im Zuge
von Bauarbeiten entdeckt. Da niemand
weiß, welchen Gottheiten die vier Tempel
geweiht waren, wurden sie von den römi-
schen Archäologen kurzerhand als „A“,
„B“, „C“ und „D“ bezeichnet. Einige His-
toriker vermuten gar, dass auf den Stufen
einer der Tempel Julius Caesar ermordet
wurde, allerdings ist diese These umstrit-
ten. Andere Wissenschaftler vertreten die
Meinung, der Diktator habe auf dem heu-
tigen Campo de'Fiori Ó sein Leben gelas-
sen. Kurzum: Für Archäologen und Histo-
riker handelt es sich um einen geradezu
heiligen Ort.
Nun haben aber schon vor langer Zeit
auch die römischen Katzen die Ausgra-
bungsstätte am Largo Argentina für sich
entdeckt und von ihnen gibt es etliche in
Rom. Sie sind bestimmt zahlreicher ver-
treten als die Archäologen. Die herrenlo-
sen Tiere haben sich schon kurz nach der
Freilegung des Platzes in die Nischen und
Mauerreste der republikanischen Tempel
zurückgezogen. Ab und an kamen Touris-
ten oder Einheimische vorbei und warfen
den Tieren Futter in deren Behausung, die
sich einige Meter unterhalb des heutigen
Straßenniveaus befindet. Gut ging es ih-
nen aber nicht, viele hatten Krankheiten
und litten an Unterernährung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckte
die berühmte italienische Filmschauspie-
lerin Anna Magnani („Bitterer Reis“) ihr
Herz für die Katzen am Largo Argentina
und begann, sich um diese zu kümmern.
Sie wurde somit die erste „gattara“, die
erste Katzenmutter Roms. Als die Schau-
spielerin 1973 starb, kümmerten sich an-
dere römische Frauen um die Vierbei-
ner. Auch die römische Kommunalver-
waltung war mittlerweile auf die Katzen-
mütter aufmerksam geworden und stellte
ihnen einen Raum auf dem Gelände zur
Verfügung. Da die Zahl der Katzen lau-
fend zunahm, kümmerten sich die „gat-
tare“ auch um die dringend notwendige
Sterilisation der Tiere.
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