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Geschichte der Juden in Rom
Schon im 2. Jh. v. Chr. ließen sich Juden
in Rom nieder und gehörten damit zu den
ersten außereuropäischen Einwanderern.
Nach der Zerstörung des wichtigsten Hei-
ligtums der Juden, des Tempels in Jerusa-
lem, durch Kaiser Titus (70 n. Chr.) wur-
den sie zu Zehntausenden als Kriegsbeu-
te nach Rom verschleppt.
Im 1. Jh. n. Chr. wurden schon 50.000
Juden in der Millionenstadt gezählt. Es
ging ihnen nicht schlecht: Sie hatten sich
in Trans Tiberim (Trastevere) niedergelas-
sen und gelangten in der römischen Ge-
sellschaft zu Einfluss und Ansehen. Von
den religiös toleranten Römern wurde ih-
nen die Religionsfreiheit gewährt, ihre
Synagogen waren in der Stadt ein ver-
trauter Anblick. Mit den Christen ver-
band sie vieles, was solidarische Bezie-
hungen zur Folge hatte. Jesus Christus
war schließlich auch Jude gewesen, beide
Gemeinden waren religiöse Minderheiten
und außerdem hatten jüdische Kaufleu-
te und Einwanderer die neue Lehre nach
Rom gebracht.
Als die Päpste in Rom die politische Ge-
walt übernahmen, waren die guten Bezie-
hungen zu Ende. Der missionarische Ei-
fer der Christen duldete keine anderen
Religionen. Die Juden wurden zur gede-
mütigten Minderheit. Von Innozenz III.
wurden sie im Jahre 1215 gezwungen,
ein gelbes Erkennungszeichen zu tragen.
Im 14. Jh. zogen die Juden über die
Tiberbrücke in den heutigen Rione
Sant'Angelo um. Sie suchten den Zugang
zum Stadtzentrum, das besser für ihr Ge-
werbe geeignet war - ihnen war nur der
Handel mit Altwaren und Geld erlaubt. In
der Via del Corso, wo die berühmten Wa-
genrennen abgehalten wurden, zwang
man die Juden, zur allgemeinen Belusti-
gung mit Pferden um die Wette zu laufen.
Unter Papst Paul IV. schließlich wur-
de 1555 die Errichtung eines Gettos ver-
fügt. Vom Tiberufer zum Marcellustheater
über die Via del Portico d'Ottavia wurde
eine Mauer gebaut, deren zwei Tore bei
Sonnenaufgang geöffnet und bei Sonnen-
untergang wieder geschlossen wurden.
Schon 40 Jahre zuvor waren in Venedig
Juden auf die gleiche Art und Weise von
ihren Mitbürgern abgegrenzt worden.
Hier hat auch die Bezeichnung „Getto“
ihren Ursprung. Neben dem veneziani-
schen Getto lag eine Metallgießerei - das
italienische Wort getto für „Metallguss“
gab der erzwungenen Kasernierung ih-
ren Namen.
Eine Errungenschaft des jungen italie-
nischen Nationalstaats war zweifellos die
Abschaffung des Gettos (1870). Es war
das letzte Getto in Italien. Erst jetzt be-
gann eine wirkliche Integration der Ju-
den in die römische Gesellschaft.
Nach der durch die Deutschen erzwun-
genen Einführung der Rassengesetze
durch Mussolini (1938) verschlechterte
sich die Situation der Juden spürbar. Zwar
wurden die Gesetze unter den Faschisten
praktisch nie angewandt, doch unter der
Gemeinde griff die Angst um sich. Einige
Tausend Juden wurden von den Faschis-
ten in das Stadtviertel Garbatella umge-
siedelt. Nach der Besetzung Roms durch
die Deutschen (1943) wurden über zwei-
tausend von ihnen in Konzentrations-
lager deportiert - keiner kehrte zurück.
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