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den ebrei bewohnt wird, atmet noch den
Hauch der Vergangenheit.
Die Bewohner haben heute noch jene
starke Bindung an ihren rione (Stadt-
viertel), wie sie im Mittelalter üblich war.
Überall erzählen Wandinschriften von
jüdischem Selbstbewusstsein: Israele viv-
(Israel wird leben) wurde da mit Sprüh-
dosen auf die verwitterten Hauswände
geschrieben. Auch wenn heute nur noch
400 Juden auf dem Gebiet des ehemali-
gen Gettos leben, so ist es doch immer
noch ein Treffpunkt zum Beten und Dis-
kutieren. Während in anderen italieni-
schen Städten das Getto nur eine Erin-
nerung geblieben ist, hat es in Rom seine
Funktion als identitätsstiftender Lebens-
raum im Großen und Ganzen bewahrt.
Gibt es Antisemitismus in Rom? Der
frühere Oberrabbiner der jüdischen Ge-
meinde von Rom, Elio Toaff, meint dazu:
„Das Problem ist, dass die Juden im All-
gemeinen für die Vorgänge in Israel ver-
antwortlich gemacht werden. Das ist
kein Antisemitismus, sondern eine ideo-
logisch-politische Auseinandersetzung.“
Mittlerweile gehören antisemitische
Parolen in den römischen Fußballstadien
aber leider zur Tagesordnung. Trotzdem
leben die 18.000 Juden Roms friedlich
mitten im Herzen der Stadt. Seit 1989
gewährt der italienische Staat den jüdi-
schen Gemeinden eine relative Autono-
mie. Es gibt ein Rabbinergericht, das für
religiöse Fragen wie koscheres Essen,
Hochzeiten oder Scheidungen zuständig
ist, ein eigenes soziales Fürsorgesystem
und jüdische Schulen. Die Verwaltung
der Gemeinde liegt in den Händen des
Gemeinderates mit seinen 57 Mitglie-
dern. In Rom hat sich auch die Redakti-
on der jüdischen Wochenzeitung „Scha-
lom“ niedergelassen.
 Ehemaliges Getto *
[F9]
In den alten Gassen des ehemaligen Get-
tos zwischen der Piazza Mastai und dem
Tiberufer gibt es nichts von dem zu se-
hen, was der Plan des Touristen als zwin-
gend vorschreibt. Trotzdem, oder gera-
de deswegen, spürt man nirgendwo das
Rom einer vergangenen Zeit so intensiv
wie hier. Für die Römer ist das Viertel ein
Ort, an dem man billig Kurzwaren kaufen
kann; viele römische Juden sind in der
Konfektionsbranche tätig.
à Synagoge *
[G9]
Gegenüber der Tiberinsel mit dem Kran-
kenhaus San Giovanni di Dio beherrscht
die Synagoge, die 1904 eingeweiht wur-
de, eindrucksvoll das Stadtviertel. Im In-
neren des Gotteshauses dokumentiert
ein Museum (Museo Ebraico di Roma)
die Geschichte der Juden in Rom.
µ Geöffnet: Mo.-Do. 10-17, Fr. 9-14 uhr;
21. März, 25. April, 8. Mai, 1. und 2. Juni,
15. August und 1. November geschl.; Eintritt
11 €. Mit der Eintrittskarte kann man auch
an einer Führung durch die Synagoge teil-
nehmen; www.museoebraico.roma.it
µ lungotevere Cenci; mit der Straßenbahn 8
bis zum largo Argentina
Ä Archäologiepark zwischen
Getto und Kapitol * [G9]
Nach dem Besuch des ehemaligen jüdi-
schen Gettos sollte man unbedingt am
Ende der Via del Portico d'Ottavia einen
Abstecher zum Teatro Marcello unter-
nehmen. Seit einiger Zeit ist diese bisher
nicht zugängliche Ecke der Innenstadt
wieder für die Öffentlichkeit geöffnet. Bei
einem Spaziergang durch den Archäolo-
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