Travel Reference
In-Depth Information
sich aus dem einst sauberen, fischreichen
Fluss eine unansehnliche Brühe. Im Mit-
telalter war der Fluss noch regelmässig im
Winter zugefroren und auf dem Eis fand
eine Kirmes statt. 1814 war es damit aller-
dings vorbei. Abwässer, sowohl von der
Industrie als auch von Privathaushalten,
flossen jahrelang ungeklärt in die Them-
se, gleichzeitig wurde hieraus Trinkwas-
ser gewonnen. 1850 brach eine Cholera-
epidemie aus, die über 20.000 Menschen
das Leben kostete. Im Jahre 1858 spürten
auch die Abgeordneten in den neuen Par-
lamentsgebäuden am eigenen Riechor-
gan, wie es um den Fluss stand.
„The Great Stink“, wie die Plage von
der satirischen Zeitschrift Punch genannt
wurde, führte zu einer herausragenden
städteplanerischen Ingenieursleistung
der Viktorianischen Ära. Die Uferbefesti-
gungen der nördlichen Themse - Victoria
Embankment genannt - wurden nach
neuesten baulichen und hygienischen
Standards angelegt. Ein weitverzweigtes
neues Kanalsystem von ca. 3000 km Län-
ge wurde unterhalb der Straßen gebaut.
Der leitende Ingenieur, Sir Joseph Bazal-
gette, ließ zudem mehrere Pumpstatio-
nen entlang der Themse einrichten, mit
denen die Abwässer aus der Stadt heraus-
geführt und erst weit außerhalb der Stadt
in den Fluss geleitet wurden.
Im Zweiten Weltkrieg wurden viele der
Anlagen zerstört, was dazu führte, dass
Abwässer wieder direkt in den Fluss ge-
langten und er in den 1950er-Jahren als
„ökologisch tot“ galt. In den 1960er- und
1970er-Jahren räumte man gründlich
auf und ein neues System an Kläranlagen
entstand.
Seit 1992 ist die Themse nun wieder
Heimat für selbst empfindlichste Fisch-
arten. Ein Problem, mit dem man in neu-
erer Zeit zu kämpfen hat, ist die Erwär-
mung des Flusses durch den Klimawan-
del. Aufgrund der Klimaveränderungen
kommt es auch öfter zu Sturmfluten an
der Themsemündung, wodurch Abwäs-
ser in den Fluss gedrückt werden können.
Diese Probleme versucht man mit Hoch-
wasserbarrieren wie dem Thames Bar-
rier zu kontrollieren.
100ln Abb.: nh
J Die Themse ist bis heute die
pulsierende Lebensader Londons
Search WWH ::




Custom Search