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schichte rang; ein Strahl gelben Londo-
ner Lichts fiel auf seine Papiere und eine
Drehorgel und die rauen Rufe der Stra-
ßenhändler drangen durch die Wände,
die, obwohl doppelt so dick wie heute üb-
lich, die Geräusche zwar dämpften, aber
keineswegs ausschlossen.“ Mit diesem
letzten Satz bezog sich Virginia Woolf auf
den „schalldichten“ Raum, den sich Car-
lyle 1853 im Dachgeschoss bauen ließ.
Der nervöse und leicht zu irritierende
Mann benötigte absolute Ruhe, um sich
auf seine Arbeit konzentrieren zu kön-
nen, zudem hatte er nur einen leichten
Schlaf. Jeden Raum des Hauses hatte
er ausprobiert, in keinem fand er die ge-
wünschte Ruhe. In dem einen störte ihn
das Klavierspiel des Nachbarn, im an-
deren konnte er einen Papagei schimp-
fen hören und in einem dritten störte ihn
das Gegacker „teuflischen Geflügels“.
So ließ Carlyle eine Treppe in das Dach-
geschoss bauen und in die Mitte dessel-
ben einen Raum, der durch Hohlräume
und eine dicke Isolierung von den Außen-
mauern getrennt war. Oben in die Decke
kam eine Glaskuppel, damit Tageslicht in
das fensterlose Zimmer dringen konnte.
Leider war der Angelegenheit aber kein
Erfolg beschieden. Die Geräusche vom
Bootsverkehr auf der Themse und das
gackernde Geflügel störten ihn auch hier
oben.
Im Chelsea Embankment Garden am
Ende des Cheyne Walk befindet sich eine
lebensgroße Statue des Hausherrn, wie
er gedankenversunken auf einem Stuhl
sitzt.
µ 24 Cheyne Row, Tel. 73527087, www.
nationaltrust.org.uk, März-Okt. Mi-So 11-
17 uhr, eintritt: erw. 5,10 £, Kinder 2,60 £,
u-Bahn Sloane Square, Busse 19, 49,
211, 319
D Chelsea Physic Garden *
[J16]
In der Chelsea Manor Street befand sich
einst ein kleiner Palast von Heinrich VIII.,
den Sir Hans Sloane Anfang des 18. Jh.
aufkaufte. Auch der Chelsea Physic Gar-
den, in dem die Society of Apothecaries
Heilkräuter anpflanzte, gehörte zum Be-
sitz von Sloane: Heute ehrt ihn eine Sta-
tue in dem kleinen Park. Hier kultivierte
man übrigens die ersten Baumwollpflan-
zen Englands, die dann von Händlern
nach Georgia verschifft wurden, wodurch
der Baumwollanbau in den amerikani-
schen Südstaaten Fuß fasste.
µ 66 Royal Hospital Road (eingang am Swan
Walk), www.chelseaphysicgarden.co.uk, Tel.
73525646, apr.-Okt. Di-Fr 12-17, Juli-
Sept. Mi auch bis 22 uhr, eintritt: 9,90 £,
erm. 6,90 £, u-Bahn Sloane Square, Busse
19, 239
E Tite Street *
[J16]
Wir gehen nun am Themseufer den Weg
flussabwärts zurück und passieren dabei
die vom Chelsea Embankment nach Nor-
den führende Tite Street, in der ab 1880
Oscar Wilde zuerst in Nr. 3 und dann
in Nr. 34 wohnte. Bei Hausnummer 34
findet sich nun eine blaue Plakette, die
an ihn erinnert. Hier entstand sein be-
rühmtester Roman „Das Bildnis des Do-
rian Gray“ und Wilde selbst organisier-
te sein Leben in diesen Gemächern so,
wie er es für Dorian Gray literarisch be-
schrieben hat: das Leben als Kunstwerk!
Ermöglicht wurde ihm der aufwendige
Lebensstil durch das Geld seiner Frau
J Die Statue von Thomas Carlyle
im Chelsea Embankment Garden
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