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C St. Bride's Church **
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gemein beliebt. Richardson gehört zu-
sammen mit Daniel Defoe und Henry
Fielding zu den Vätern des englischen
Romans. Fielding übrigens begann sei-
ne literarische Karriere mit einer ge-
harnischten Attacke gegen Richardson:
Sein erstes Werk war unter dem Titel
„Shamela“ eine satirische Antwort auf
Richardsons schöngeistigen Roman
„Pamela“. Fieldings „Shamela“ hatte im
Gegensatz zu der anderen Protagonistin
eine - wie uns eine englische Literatur-
geschichte vermeldet - „free and easy
nature“. Richardson verzieh Fielding
diese Parodie sein Leben lang nicht.
µ Fleet Street, Tel. 74270133,
www.stbrides.com, u-Bahn St. Paul's,
Mo-Fr 8-18 uhr, Sa 11-15 uhr,
So 10-13 uhr, 17-19.30 uhr
Unser Spaziergang beginnt an der St.
Paul's Cathedral. Vom Hauptportal über
Ludgate Hill in Richtung Westen gehend,
stoßen wir auf Ludgate Circus, wo die
Fleet Street ihren Anfang nimmt. Hier be-
findet sich hinter Bürohochhäusern ver-
borgen auf der linken Straßenseite die
St. Bride's Church.
Londons „Pressekirche“ fiel 1666
dem Großen Brand zum Opfer und wur-
de wenige Jahre später von Christopher
Wren neu errichtet. Der Kirchturm mit
aufeinandergestapelten Elementen soll
angeblich als Muster für die Erfindung
der mehrstöckigen Hochzeitstorte ge-
dient haben.
1940 legten deutsche Bomber das
Gotteshaus in Schutt und Asche, in den
1950er-Jahren finanzierten die Verlage
der Fleet Street den Wiederaufbau. Im
Innern findet man überall Gedenktafeln
für Journalisten, die in Ausübung ihres
Berufes ums Leben gekommen sind.
Im Kirchhof liegt Samuel Richardson
(1689-1761) begraben. Richardson,
Besitzer einer kleinen Druckerei, ver-
diente sich ein Zubrot, indem er schreib-
unkundigen Liebhabern leidenschaftli-
che Liebesbriefe formulierte. Daraus
entstanden seine einfühlsamen Briefro-
mane, die noch Goethe begeistern und
ihn zu seinem „Werther“ inspirieren soll-
ten. Das im November 1740 publizier-
te dreibändige Werk „Pamela“, in dem
eine Hausangestellte erfolgreich allen
Verführungen ihres Herrn widerstehen
kann, gilt bei britischen Literaturwissen-
schaftlern als erster englischer Roman,
neun Jahre später erschien „Clarissa
Harlowe“. Beide Titel erlangten hohe
Auflagen und waren beim Publikum un-
D Inns of Court **
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Auf unserem Weg die Fleet Street ab-
wärts stoßen wir auf der linken Straßen-
seite immer wieder auf kleine Gassen,
die zu den Inns of Court, den Rechtsan-
waltsschulen, führen. Diese anheimeln-
de Anlage mit ihren Innenhöfen, gepfleg-
ten Rasenflächen und den zumeist im
georgianischen Stil errichteten Häusern,
in denen Londons berühmte Anwalts-
kanzleien untergebracht sind, zieht sich
von der Fleet Street bis zur Themse hi-
nunter. Ab 1160 gehörte das Areal den
Rittern des Templerordens, es fiel spä-
ter an die Krone. Eduard I. ließ hier eine
Rechtsgelehrtenschule ins Leben rufen.
Die vier großen Rechtsanwaltsschulen
F In den penibel gepflegten Gärten
der Inns of Court geht es beschaulich zu
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