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Das Große Feuer von 1666
Die verheerende Feuersbrunst, die fast
das gesamte mittelalterliche London
auslöschen sollte, brach am 2. September
1666 nachts zwischen 1 und 2 Uhr in ei-
ner Bäckerei in der Pudding Lane aus. Die
Flammen griffen rasch auf benachbarte
Warenspeicher über, wo sie reiche Nah-
rung fanden. Ein starker Wind fachte den
Brand zusätzlich an und die anhaltende
Trockenheit eines schönen Sommers hatte
die Holzhäuser ausgedörrt - alles brann-
te wie Zunder!
Brände waren in jener Zeit ein alltägli-
ches Erlebnis - niemand regte sich sonder-
lich darüber auf und koordinierte Lösch-
maßnahmen wurden nicht ergriffen.
Mehr pflichtgemäß als an einer Rettung
der Stadt interessiert, informierte jemand
den Lord Mayor, doch statt gezielt zur Tat
zu schreiten, soll er, so berichten die Chro-
nisten, lakonisch mit den Achseln gezuckt
haben: „A woman might piss it out!“ Wie
vertraut die Bevölkerung mit solchen Ka-
tastrophen war, verrät uns auch ein Ein-
trag im Tagebuch von Samuel Pepys:
„Ungefähr um 3 Uhr morgens weckte uns
Jane und sagte, dass man in der Stadt ein
großes Feuer sehen könne. Ich stand auf,
schlüpfte in meinen Morgenrock und ging
an Janes Fenster. Es sah so aus, als sei das
Feuer hinten in der Mark Lane; (...) ich
(...) legte mich wieder schlafen“.
Der Brand griff mit erschreckender Ge-
schwindigkeit um sich, Bewohnern wie
Obrigkeit wurde nun klar, dass Rettung
allein in der Flucht bestand. Panik brach
aus! Hören wir den Augenzeugen Pepys,
der ca. acht Stunden nach Ausbruch des
Brandes von einem Boot aus die folgende
Situationsschilderung gibt:
„Jeder versucht, sein Hab und Gut zu
retten, es in den Fluss zu werfen oder in
kleine Boote. Die Armen bleiben in ihren
Häusern, bis das Feuer sie erreicht hat,
dann rennen sie auf die Schiffe oder von
einer Anlegebrücke auf die andere. (...)
Beobachtete etwa eine Stunde lang, wie
das Feuer sich nach allen Richtungen aus-
breitete und niemand Anstalten zum Lö-
schen machte - alle kümmerten sich nur
um ihre Habseligkeiten und überließen
das Feuer sich selbst. Der starke Wind
treibt das Feuer in die City, und nach der
langen Trockenheit ist jetzt alles leicht ent-
zündlich. (...)
Ging dann nach Hause. Sah unterwegs
niemand, der auch nur die geringsten
Anstalten machte, dem Feuer zu Leibe zu
rücken. In der Thames Street waren die
Häuser voller leicht brennbarer Gegen-
stände wie Pech und Teer, dazu Vorrats-
häuser mit Öl, Wein, Brandy und ande-
rem. (...) Ich (ging) zum Paul's-Kai, wo-
hin ich ein Boot bestellt hatte. Vom Fluss
aus sah man, dass das Feuer sich weiter
ausgebreitet hatte, nach allen Richtungen,
und es sieht nicht so aus, als ob man es
dämmen könnte. (...)
Wir fuhren, so nahe es ging, an das Feu-
er heran. Wenn man das Gesicht gegen
den Wind hielt, wurde man fast vom Fun-
kenregen verbrannt, viele Häuser gerieten
schon vom Funkenflug in Brand. Als wir
es auf dem Wasser nicht mehr aushalten
konnten, gingen wir in eine Kneipe gegen-
über den drei Kränen und blieben dort,
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