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Kurzweil der Gäste. Während der Aus-
grabungen am Rose Theatre stieß man
auf eine ganze Lage von Haselnussscha-
len und Fruchtsamen. Man nimmt da-
her an, dass im Theater Haselnüsse, Äp-
fel und Birnen als Knabberware verkauft
wurden.
Am 29. Juni 1613 stand das Stück
„Heinrich VIII.“ auf dem Spielplan. Wäh-
rend der Szene, in der der König das Haus
seines Lordkanzlers Wolsey betritt, feu-
erten die Bühnenarbeiter zur Steigerung
der Spannung eine Kanone ab. Der da-
bei entstandene Funkenflug erhob sich
bis ins Dach und setzte das trockene Ge-
bälk in Brand. Innerhalb von nur zwei
Stunden brannte das Globe bis auf die
Grundmauern nieder. Glücklicherweise
kam niemand zu Schaden. Wie der Au-
genzeuge Sir Henry Wotton überlieferte,
„fingen nur bei einem Mann die Pluder-
hosen Feuer und er wäre gegrillt worden,
hätte nicht ein vorsorglicher Witzbold
den Brand mit dem Inhalt einer Flasche
Ale gelöscht.“ Unverzüglich ging man da-
ran, ein neues Globe zu errichten, doch
1644 kam unter Cromwells puritanischer
Herrschaft das endgültige Aus für die The-
ater der Gegend. Nach dem Bürgerkrieg
durften die Schauspielhäuser wieder öff-
nen, doch nun entstand im West End das
neue Theaterland.
Ein Stück weiter die Park Street abwärts
passiert man rechter Hand den Eingang
zur Rose Exhibition, in dem die Funda-
mente und Reste des von den Archäologen
ausgegrabenen Rose Theatre zu besichti-
gen sind. 1587 wurde das Schauspielhaus
von Philip Henslowe gebaut, der auch das
Fortune Theatre in Shoreditch errichte-
te. Im Jahr 1600 beschloss die Stadt, dass
nur zwei Theater in der Stadt bespielt wer-
den durften. Auf der Südseite der Themse
verblieb daher The Globe und das Fortune
Theatre übernahm die Führungsrolle auf
der Nordseite der Themse. 1602 wurde
das Rose daher geschlossen.
Im Jahre 1988 entdeckte man bei Aus-
schachtungsarbeiten die Fundamente
des Rose. Ein Bürogebäude sollte an der
Stelle errichtet werden und man drohte,
die Überreste des einstigen Theaters zu
überbauen. Eine starke Lobby setzte sich
für den Erhalt ein und ein Kompromiss
wurde erreicht. Unter dem Gebäude ent-
stand ein Hohlraum, in dem man heute
die Überreste des Rose besichtigen kann.
In der Park Street markiert eine blaue
Plakette bei Hausnummer 56 den Ein-
gang. Zu Konservierungszwecken wurden
die Fundamente geflutet und sollen nun
durch eine Glasdecke luftdicht abgeschlos-
sen werden. Seit 2007 finden in der Halle
rund um die Fundamente sogar unregel-
mässig Theateraufführungen statt.
In der folgenden, nach rechts abgehen-
den Querstraße Bear Gardens befand sich
in der elisabethanischen Zeit der Bear
Garden, eine Vergnügungsstätte fürs
Volk, in der es recht rohe Darbietungen
gab. Man hetzte eine Hundemeute auf ei-
nen Bären (oder Bullen) und unter dem Ge-
johle der Zuschauer zerfleischten sich Bär
und Hunde gegenseitig. Heinrich VIII.
ließ sich auch einige Male im „Bärengar-
ten“ blicken und Elisabeth I. soll dem spa-
nischen und dem französischen Botschaf-
ter dieses Spektakel präsentiert haben.
Heute ist der Bear Garden Teil des Globe
Education Centre.
µ Rose Exhibition, 56 Park Street,
U-Bahn London Bridge, Sa 10-17 Uhr
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