Travel Reference
In-Depth Information
Die elisabethanischen Theater
1599 fand in dem neu errichteten, au-
ßen achteckigen und innen runden Globe
mit den übereinander gestaffelten umlau-
fenden Rängen die erste Aufführung statt.
Man spielte „Heinrich V.“, in dessen Pro-
log Shakespeare Bezug auf die Bauweise,
das Wooden „O“ nahm: „Doch verzeiht
ihr Teuren, den schwungvoll seichten
Geistern, die es gewagt, auf dies unwürdi-
ge Gerüst zu bringen, solch großes Stück:
Diese Hahnengrube, fasst sie die Ebenen
Frankreichs? Stopft man wohl in dies „O“
von Holz die Särge nur, von denen einst
die Luft bei Agincourt erbebte?“
Unbeschreiblich, was sich vor, während
und nach den Vorstellungen tat: Schon
kurz nach Mittag strömte das Volk in die
Maid Lane, alle umliegenden Straßen wa-
ren verstopft - schließlich besaß das Glo-
be 2000 Plätze (einer anderen Quelle zu-
folge sollen es gar 3000 gewesen sein).
Großes Gedränge und Geschiebe herrsch-
ten vor dem Eingang, unter Zuhilfenah-
me der Ellbogen und mit heftiger Pöbe-
lei kämpften sich die Schaulustigen an
die Kasse vor. Die billigsten Plätze waren
Stehplätze und kosteten einen Penny - zur
damaligen Zeit immerhin ein Zehntel des
durchschnittlichen Tagesverdienstes. In
den überdachten Galerien hatte man zwei
Pennies zu zahlen und hoch oben in den
Logen war man mit drei Pennies dabei.
Während der Aufführung wurde geges-
sen, aber noch mehr getrunken und das
Publikum nahm lautstark Anteil an den
dramatischen Entwicklungen der Stücke.
Es gab Gejohle und Gelache, aber auch
tränenreiches Geschluchze und nicht min-
der entsetzte Stille, wenn das Drama sei-
nem Höhepunkt zustrebte. In den Pausen
sorgten Gaukler und Spaßvögel für die
Wenn man vom Anchor Pub Ø aus die
Clink Street links liegen lässt und von der
Straße Bank End nach rechts in die Park
Street einbiegt, gelangt man in das „The-
aterland“ der elisabethanischen Epo-
che! Zu Shakespeares Zeiten hieß die Gas-
se Maid Lane. Umgeben von Hochhäusern
befindet sich auf der linken Straßenseite
eine Gedenktafel, die uns daran erinnert,
an welch literarisch und kulturhistorisch
bedeutsamem Ort wir uns befinden: Hier
stand einst das berühmte Globe Theatre!
James Burbage, der Gründervater der
Londoner Theaterszene, baute im East
End die ersten hölzernen Bühnen: The
Theatre (1567) und The Curtain Theatre
(1577). Die Theaterleute wurden aus dem
East End schließlich aber vertrieben, da
die Stadtverantwortlichen das Theater für
unmoralisch hielten und das Gebiet der
City „rein halten“ wollten. So entstanden
die neuen Theater wie The Rose (1587)
und The Swan (1595) in Southwark.
Queen Elizabeth I. war allerdings von
den Aufführungen der Theaterleute ange-
tan und gab den Schauspieltruppen öf-
fentliche Anerkennung. Dies schützte die
Theaterbetreiber vor den zunehmenden
Angriffen durch die städtischen Autoritä-
ten. Im Jahr 1599 entstand auf die Initia-
tive von Shakespeares Schauspielertrup-
pe „Lord Chamberlain's Men“ das Globe
Theatre ÷ . Der Truppe gehörte auch Ri-
chard Burbage, der Sohn von James Bur-
bage, an. Zum Aufbau des Globe wurden
große Teile der Holzstruktur des The Thea-
tre verwendet. James Burbage sah die Er-
öffnung des neuen Theaters jedoch nicht
mehr, er verstarb 1596.
Search WWH ::




Custom Search