Travel Reference
In-Depth Information
später bekam die adlige Familie eine Li-
zenz, um einen Obst- und Gemüsemarkt
abzuhalten. 1830 baute der Architekt
John Fowler die Markthallen, die einige
Jahre später mit einer wunderschönen
gusseisernen Konstruktion überdacht
wurden. Ab dann entwickelte sich Co-
vent Garden Market zum größten Obst-,
Gemüse- und Blumenmarkt des gan-
zen Inselreiches. Immer weiter wucherte
das Verkaufsgelände in die umliegenden
Straßen aus. In den 1960er-Jahren sorg-
ten die Lkws der Anlieferer regelmäßig für
Verkehrschaos rund um Covent Garden,
Kisten wurden auf den Bürgersteigen ge-
stapelt, sodass kein Durchkommen mehr
möglich war und der Abfallberge konn-
te auch die Müllabfuhr nicht mehr Herr
werden. 1974 verlegte man den Markt
auf die südliche Themseseite nach Nine
Elms. Fantasielose Stadtplaner wollten
nun eine Kahlschlagsanierung einleiten,
doch die Anwohner wehrten sich vehe-
ment gegen die Zubetonierung einer ge-
wachsenen Umwelt. Der Protest zeigte
Erfolg: Die Markthallen wurden renoviert
und kleine Kunsthandwerksgeschäfte,
Pubs und Cafés öffneten ihre Pforten.
Heute ist Covent Garden eines der be-
lebtesten Touristenzentren Londons, ein
urbanes Freizeitgebiet sondergleichen.
Straßenmusikanten sorgen für die rechte
Tonkulisse, Gaukler bringen Kinder wie
Erwachsene zum Lachen, Feuerschlu-
cker, Zauberer und Akrobaten halten
die Zuschauer in Atem. Überall wird ge-
gessen, getrunken, zugeschaut und ap-
plaudiert. An sommerlich warmen Tagen
kann man sich kaum seinen Weg durch
die Menschenansammlung bahnen, die
dann hier die Straßen bevölkert. Die
meisten Akrobaten in Covent Garden tre-
ten vor St. Paul's Church × auf, der Kir-
che der Schauspieler und Künstler. Be-
rühmt geworden sind die St. Paul's Chur-
ch sowie das Areal von Covent Garden
durch das Musical „My Fair Lady“: Die
Cockney sprechende Blumenverkäuferin
Eliza Doolittle bekommt von Professor
Higgins vor der Kirche Sprachunterricht.
Von Covent Garden aus entwickelte
sich die reiche Theatergeschichte des
West End. Während unter Cromwells pu-
ritanischer Herrschaft die elisabethani-
schen Theater in Southwark schließen
mussten, begann unter Karl II. eine neue
Blüte der Aufführungshäuser. In der
Drury Lane entstand das Theatre Royal
und am Covent Garden das Royal Ope-
ra House. 1663 spielte man das erste
Stück im Königlichen Theater: Hier sah
Karl II. zum ersten Mal Nell Gwynne auf
der Bühne. Der Monarch war so hingeris-
sen von der Frau, dass er sie erfolgreich
umgarnte, bis sie seine Mätresse wurde.
1732 eröffnete der Regisseur John Rich
sein Theater am Covent Garden. Vier Jah-
re zuvor war ihm mit der „Beggar's Ope-
ra“ („Bettleroper“) von John Gay ein bei-
spielloser Erfolg gelungen. Gay zeigte
den Besuchern ein kleinkriminelles Mi-
lieu der damaligen Zeit, wobei er seine
Hauptfigur, den Hehler Peachum, mit
Charaktereigenschaften des Premier-
ministers Robert Walpole ausstaffierte.
Bert Brecht übrigens nahm das Stück als
Vorlage zur „Dreigroschenoper“. Auch
mehrere Opern Händels wurden in Co-
vent Garden uraufgeführt.
In der Drury Lane brach im Jahre 1665
die Große Pest aus, der fast jeder fünf-
te Londoner zum Opfer fiel. In einigen
Stadtteilen starben 85 % der Bevölke-
rung am Schwarzen Tod. In der Bow
Street wohnte ab 1748 der Autor und
Rechtsanwalt John Fielding, Bruder des
Search WWH ::




Custom Search