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Direkt gegenüber von Schillers
Wohnhaus steht der Gänsemänn-
chenbrunnen, einer von rund 30
Laufbrunnen der Stadt. Im Grunde
hat das Gänsemännchen nichts mit
Weimar zu tun, sondern mit Nürn-
berg, wo einst ein Bauer seine Gän-
se zum Markt brachte, um sie dort zu
verkaufen. Den Gänsen „schwante“
jedoch nichts Gutes und sie began-
nen lauthals zu schnattern. Der Bau-
er erbarmte sich und nahm die Tie-
re kurzerhand wieder mit nach Hau-
se. In Erinnerung an diese Legende
schuf man in Nürnberg einen Brun-
nen, den Goethe bei einer Reise ent-
deckte. Beeindruckt ließ sich dieser
einen Abdruck des sogenannten „En-
tenmanns“ zukommen. Eine weite-
re Kopie erhielt 1846 Großherzogin
Maria Pawlowna. Entsprechend ihres
testamentarischen Wunsches wurde
schließlich 1863/64 der gesamte
Brunnen in Weimar nachgebaut.
µ Bus: alle Linien bis Goethepl.
arrogant und unnahbar. Die Distanz
schwand erst, als Schiller Goethe
im Juni 1794 bat, an der Kulturzeit-
schrift „Die Horen“ mitzuwirken. Als
dieser einwilligte, begann sich eine
Freundschaft zu entwickeln, die zwar
von unterschiedlichen Ansichten ge-
prägt war, deren positive Grundspan-
nung allerdings auf beide inspirierend
wirkte. Schiller beschrieb dies so:
„Ein jeder konnte dem anderen etwas
geben, was ihm fehlte, und etwas da-
für empfangen.“ Allein Goethes eher
lockeren Lebenswandel konnte der
„Familienmensch“ Schiller nicht ak-
zeptieren, wohingegen Schillers Lei-
denschaft für Tabak und Kartenspie-
le regelmäßig Goethe erzürnte.
In den Folgejahren wandte sich
Schiller verstärkt der Dichtung zu
und siedelte 1799 endgültig mit sei-
ner Familie nach Weimar über, wo
er Mitarbeiter am Theater wurde.
Wohnhaft war er zunächst in der Win-
dischenstraße [II C/D4]. Da er jedoch
in der Mietwohnung nicht die nötige
Ruhe zum Arbeiten fand, nährte sich
der Wunsch nach eigenem Grund
und Boden. Nachdem er 1802 von
Herzog Carl August geadelt wurde
und somit ein höheres Gehalt bezog,
erwarb er für 4200 Reichstaler die-
ses Haus an der ehemaligen Esplana-
de (der heutigen Schillerstr. 8 ). Hier
traf er sich nun fast täglich mit Goe-
the zum Gedankenaustausch und ge-
meinsamen Arbeiten. Als Schiller im
Februar 1805 schwer an Tuberkulose
erkrankte und kurze Zeit später, am
9. Mai, starb, versank Goethe in tiefe
Trauer. In einem Brief an den Kom-
ponisten Zelter schrieb er, er verliere
nicht nur einen Freund, sondern „die
Hälfte meines Daseins“.
Schillers Wohnhaus wird seit 1847
als Gedenkstätte genutzt. 1988 wur-
de ein Museum hinzugefügt. Hier wer-
9 Schillers Wohnhaus
und Schiller-Museum *** [II C4]
Das Schillerhaus gibt einen einma-
ligen Einblick in das Leben des be-
rühmten Dichters und die Welt des
späten 18. bis frühen 19. Jh.
1787 reiste Friedrich Schiller
(1759-1805) das erste Mal nach
Weimar. Hier traf der ausgebildete
Medikus und passionierte Dichter
zum ersten Mal auf Herder und Wie-
land. Goethe hingegen befand sich
gerade auf seiner Italienreise. Doch
obgleich dieser nicht anwesend war,
waren sein Geist und sein Einfluss
überall in der Stadt spürbar. Diese
extreme Dominanz fand Schiller be-
fremdlich. Auch ein erstes Zusam-
mentreffen mit Goethe am 7. Sep-
tember in Rudolstadt verlief wenig
harmonisch - Goethe wirkte auf ihn
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