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ten. 1919 gründete Walter Gropius
(1883-1969) hier das Bauhaus. Im
gleichen Jahr fand im Deutschen Na-
tionaltheater 5 die Weimarer Nati-
onalversammlung (s. S. 87) statt.
Die demokratische Ära der Weimarer
Republik wurde eingeläutet.
In dieser Zeit der dramatischen
Umbrüche begann Weimar, sich zu
verändern. Vor allem das Bildungs-
bürgertum schaute mit verklärtem
Blick zurück auf das herzoglich ge-
prägte „Klassische Weimar“ und da-
mit auf eine Zeit der Stabilität und
der Machtausübung durch einen
Regenten. Als die dominante Mittel-
schicht von der Weltwirtschaftskri-
se 1923/24 finanziell stark getrof-
fen wurde, distanzierte sich diese zu-
nehmend von der parlamentarischen
Weimarer Republik. Die Stadt entwi-
ckelte sich zu einem Zentrum kon-
servativer und nationalistischer Strö-
mungen. Die Machtverhältnisse im
Thüringer Landtag verschoben sich
zugunsten der nationalistischen Par-
teien. Mit dem erzwungenen Umzug
des Bauhauses nach Dessau im Jahr
1925 und dem zweiten Parteitag der
NSDAP 1926 im Nationaltheater be-
gann eine düstere Zeit. Zwei Ansich-
ten trafen dabei unheilvoll aufeinan-
der: Für Adolf Hitler (1889-1945)
war Weimar die Quelle der deutschen
Kulturtradition, für das Bildungsbür-
gertum symbolisierte Hitler Ordnung,
Sicherheit und ein neues, stabiles
System. Er machte Weimar zum Zen-
trum des Gaus Thüringen. Goethes
und Schillers Erbe wurde für nationa-
le und totalitäre Ideen missbraucht.
Die Errichtung des Konzentrations-
lagers Buchenwald ` vernichtete
alles, wofür Weimar bis dato stand.
Nach der Befreiung der Stadt durch
US-Truppen 1945 und der Übergabe
an die Rote Armee wurde das ehema-
Kosmos Weimar
Im rahmen des projekts „kosmos
Weimar“ sollen bis 2017 Museen
und ausstellungen zur Weimarer
Klassik und dem Bauhaus neu kon-
zipiert werden. ziel ist es, deutsche
kulturgeschichte sicht- und erleb-
bar zu machen und einen „Lernort
für alle“ zu schaffen. rund 150 Mio.
Euro werden zu diesem zweck inves-
tiert. zentraler anlaufpunkt der neuen
Museumslandschaft wird das Stadt-
schloss E sein. Federführend ist
die Klassik Stiftung Weimar (www.
klassik-stiftung.de).
Geschichte
Das kleine Herzogtum Weimar hat-
te im 18. Jh. zunächst Glück. Glück,
dass es mit Anna Amalia (1739-
1807) eine zwar extrem auf Etikette
achtende, aber auch sehr gebildete
und an Kunst interessierte Regentin
bekam. Ihr Sohn Carl August (1757-
1828) stand ihr in nichts nach. Im
Gegenteil, er vermochte es, das Her-
zogtum Sachsen-Weimar fortschritt-
lich umzugestalten. Seine aufkläreri-
schen Reformen und der Einfluss des
Viergestirns der Weimarer Klassik -
Goethe, Schiller, Wieland und Herder
- wirkten dabei wegweisend. Beson-
ders Goethe (1749-1832) prägte mit
seinen Ideen die Kultur, Politik und
Entwicklung der Stadt. Weimar wur-
de so bis zur Abdankung des letzten
Großherzogs im Jahre 1918 zu einem
Ort der Kunst und des freiheitlichen
Denkens, allerdings stets unter den
Prämissen des Absolutismus.
Nach dem Ende des Ersten Welt-
krieges und dem Zusammenbruch
des Kaiserreichs begannen für Wei-
mar zunächst hoffnungsvolle Zei-
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