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À
Gedenk- und Bildungsstätte
Andreasstraße
*
[I D3]
Unterhalb der Zitadelle Peters-
berg
Ñ
befinden sich das alte Po-
lizeigebäude und das ehemalige
Stadtgefängnis. In den oberen Eta-
gen des düsteren Backsteinbaus hat-
te das Ministerium für Staatssicher-
heit (MfS) eines von landesweit 17
Untersuchungsgefängnissen unter-
gebracht. Zwischen 1952 und 1989
wurden hier über 6000 Menschen
aus politischen Gründen eingesperrt.
An einem Donnerstag Ende Novem-
ber 1989 demonstrierten vor dem
Haus Tausende Erfurter Bürger. Es
ging das Gerücht um, die Stasi hät-
te mit der Vernichtung belastenden
Aktenmaterials begonnen. Und tat-
sächlich schien in dem Gebäude re-
ges Treiben zu herrschen. Am darauf
folgenden Montag, dem 4. Dezember,
herrschte Gewissheit: Dicker, schwar-
zer Rauch stieg aus dem Schornstein
auf. Kerstin Schön, Ärztin und Mit-
glied der Gruppe Frauen für Verän-
derung, war alarmiert. Zusammen
mit vier Mitstreiterinnen mobilisierte
sie Freunde und Bekannte. Die Nach-
richt verbreitete sich wie ein Lauffeu-
er. Tausende Erfurter versammelten
sich vor dem MfS. In mehreren Grup-
pen stürmten sie das Gebäude und
schafften es, die Aktenvernichtung zu
stoppen. Die erste Stasi-Zentrale der
DDR war damit eingenommen und
die Auflösung des DDR-Geheimdiens-
tes unweigerlich eingeleitet.
Die weitgehend original erhalte-
nen Stasi-Untersuchungshaft ist heu-
te eine sehenswerte Bildungs- und
Gedenkstätte.
µ
Stadtbahn: 3, 4, 6 bis Dompl.
µ
Andreasstr. 37 a, www.bejm-online.de/
gfz (Menü links), Tel. 2192120,
geöffnet: Di/Do 12-20, Fr-So 10-18
uhr, Führungen So 14 uhr, Eintritt: 2 €
Das zweite Zuhause
Mitten im Andreasviertel
Þ
lädt das
Peckham's Coffee House (s. S. 65)
zum Pausieren ein. Nicht nur Kaf-
fees und Tees, auch die angebote-
nen Snacks - Suppen, Sandwiches,
Salate und Muffins - sind eine Gau-
menfreude. WLAN und eine kleine
Hausbibliothek sind gratis nutzbar.
Das Andreasviertel wird überragt
von dem zwischen 1380 und 1426
erbauten Georgsturm (Michaelisstr./
Ecke Georgsgasse), dessen zugehö-
riges Kirchengebäude 1632 abgetra-
gen und zum Bau der Zitadelle Pe-
tersberg
Ñ
verwendet wurde.
µ
Stadtbahn: 3, 6 bis Dompl.
µ
Viertel zw. Andreasstr., Moritzwallstr.,
Moritzstr., Pergamentergasse
SS
Andreaskirche
*
[I D3]
Im Westen wird das Andreasvier-
tel
Þ
von der Andreasstraße be-
grenzt. Hier steht die zwischen 1210
und 1370 entstandene Andreaskir-
che. Sehenswert sind die Kummer-
Orgel aus dem 18. Jh., der barocke
Kanzelaltar, bei dem Kanzel und Altar
eine Einheit bilden, und die Luther-
platte. Nachdem Martin Luther am
18. Februar 1546 verstarb, veran-
lasste Kurfürst Johann Friedrich der
Großmütige den Guss einer Bronze-
platte für die Schlosskirche zu Witten-
berg. Den Auftrag erhielt der Erfurter
Gießer Heinrich Ciegeler der Jüngere.
Das 1548 angefertigte Holzmodell
der Grabplatte ist in der Kirche zu se-
hen und gilt als das älteste bekannte
Luther-Denkmal.
µ
Stadtbahn: 3, 6 bis Andreaskirche
µ
Andreasstr. 14, www.andreasgemeinde-
erfurt.de, Tel. 2115239, geöffnet:
Mo-Sa 10-17, So 11-17 uhr