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Ú Stadtmuseum
im Haus zum Stockfisch ** [I G3]
Das wohl auffälligste Haus in der
Johannesstraße Ù ist das Haus zum
Stockfisch, das heute das Stadtmu-
seum beherbergt. Der ungewöhnli-
che Name, der vom mittelalterlichen
Vorgängerbau übernommen wurde,
verweist auf die weitreichenden Han-
delsbeziehungen Erfurts. Stockfisch,
also luftgetrockneter, lang haltbarer
Kabeljau, gelangte über die Nürnber-
ger Geleitstraße, die bis nach Norwe-
gen führte, in die Stadt. Das Hauszei-
chen über dem Eingang zeigt einen
solchen Fisch vor einer nordisch in-
spirierten Landschaft. Die Inschrift
darunter lautet: „Das Havs stehet
in Gottes Hand zvm Stockfisch ist
genand“.
Das Haus zum Stockfisch wurde
1607 von Waidgroßhändler Paul
Ziegler im Stil der Spätrenaissance
erbaut. Ziegler besaß das Brau-
recht, wovon die Löcher beiderseits
des Portals zeugen (s. S. 36). Be-
sonders beeindruckend ist die Fas-
sade im Erdgeschoss mit ihren rund
135 schachbrettartigen Reliefmus-
tern, von denen keines dem anderen
gleicht. Interessant ist auch der von
einer Herme (ein von einer Büste ge-
krönter Pfeiler) getragene Erker. Den
Besucher „beobachten“ an diesem
Haus neben den üblichen „Gaffköp-
fen“ auch grimmige Löwen. Die Säu-
len des Bauwerks orientieren sich,
wie in der Renaissance üblich, an der
Antike. Am Portal sind dorische, am
Erker ionische und korinthische Säu-
len zu entdecken.
Seit 1974 ist in dem Haus das
Stadtmuseum untergebracht. Ge-
zeigt werden zwei Dauerausstellun-
gen: zum einen „Tolle Jahre - An der
Schwelle der Reformation“, die von
der Zeit erzählt, als Martin Luther
des Rheinbundes. Durch ihre Teil-
nahme und mithilfe eines pompö-
sen Rahmenprogramms aus glanz-
vollen Empfängen, Ausflügen, Jagden
und Theateraufführungen im Kaiser-
saal suchte Napoleon, den Zaren zu
beeindrucken.
Am Ende des Fürstenkongresses,
der vom 27. September bis zum 14.
Oktober 1808 dauerte, stand zwar
ein Bündnisvertrag, dieser war jedoch
für beide Seiten später nicht bindend.
Der Kaisersaal ist heute ein Kon-
gress- und Veranstaltungszentrum, in
dem auch ein gehobenes Restaurant
(Clara, s. S. 62) untergebracht ist.
µ Stadtbahn: 1, 5 bis Futterstr.
µ Kaisersaal, Futterstr. 15/16,
www.kaisersaal.de
Ù Johannesstraße * [I G3]
Die Futterstraße Ø mündet in die
Johannesstraße, die schon seit 1289
unter diesem Namen bekannt ist. Be-
nannt ist sie nach der Johanneskir-
che, von der nur noch der Ende des
15. Jh. erbaute Turm erhalten ist.
Ganz in der Nähe befindet sich die
Johannesmauer [I F1], ein spärlicher
Rest der einstigen, seit 1066 erbau-
ten Stadtmauer.
Architektonisch ist die Straße ein
Sammelsurium verschiedener Stile.
Beachtenswert sind die Fachwerk-
häuser Zum Grünen Sittich und Ge-
krönten Hecht (Nr. 178, um 1600)
und Zum Mohrenkopf (Nr. 168, um
1607), das Haus zur Mühlhaue (Nr.
166, Anfang des 16. Jh.), das Haus
zum Stockfisch Ú und das namen-
lose Haus mit der Nummer 175. Un-
tersuchungen am Holz im Jahr 2013
wiesen nach, dass die ältesten Teile
dieses Gebäudes um 1120 erbaut
wurden. Es wäre somit der zweitäl-
teste Profanbau Deutschlands.
µ Stadtbahn: 1, 5 bis Futterstr.
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