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in ein Mäusegespann und gewann
so die Wette. Solcherart Geschichten
waren es wohl, die den Nährboden
für den mystischen Fauststoff bilde-
ten, den u. a. Goethe verarbeitete.
µ Stadtbahn: alle Linien bis Anger
µ Lorenzkirche, Pilse 30, Tel. 5624921,
geöffnet: Mai-Okt. Mo-Fr 9-11.30 uhr,
sonst Besichtigung durch die Glastür
unteren Schaufeln des Rades fließt,
von der Gera. Das 85 km lange Flüss-
chen, das so malerisch durch Erfurt
fließt, hieß einst Erfes. Das Wort
kann mit „dunkel“ übersetzt werden
und ist entweder ein Verweis auf das
trübe Schmelzwasser aus dem Gebir-
ge oder auf den Müller Erph, der Er-
furt einer Sage nach gründete. Später
tauchte in einer Urkunde der Universi-
tät das Wort „Hierana“ („am Heiligen
Fluss gelegen“) auf, das sich später
in „Gera“ wandelte - und so heißt der
Fluss bis heute.
Die Gera ist seit jeher die Lebens-
ader der Stadt. Hier wurden die Fi-
sche gefangen, die man auf dem
Fischmarkt Î feilbot. Hier wusch
man Waid (s. S. 48) und reinig-
te Felle, schöpfte Trinkwasser und
Í Museum Neue Mühle * [I F4]
Das Museum beherbergt die letz-
te voll funktionstüchtige Mühle der
Stadt und macht alte Mühlentech-
nik erlebbar. Das heutige Gebäude
der erstmals 1259 erwähnten Mühle
wurde nach dem großen Stadtbrand
im Jahre 1737 errichtet. Angetrie-
ben wird ihr unterschlächtiges Was-
serrad, bei dem das Wasser auf die
Erfurter Straßennamen: lebendige Geschichte
Erfurter Straßennamen sind wie ein
Fenster in die Geschichte der Stadt.
Auf dem Anger É zum Beispiel wur-
de mit Waid (s. S. 48) gehandelt; ent-
sprechend wohnten die „Weiter“, also
die Blaufärber, in der angrenzenden
Weitergasse [I F4]. Die Waidhändler
hingegen lebten in der Kaufmänner-
straße [I G3], die Kleinkrämer und
Trödler in der Krämpferstraße [I G/
H3] und die Schlosser in der Schlös-
serstraße Ì . Eine Nebenstraße der
Schlösserstraße trägt den Namen Pilse
[I F4], vermutlich, weil der Weg über
einen kleinen Hügel führt, der früher
die Form eines Pilzes hatte.
Nahe der einst von Krämern be-
wohnten Krämerbrücke Ó findet
sich der Junkersand [I F4], wo Jun-
ker, also Mitglieder des spätmittelal-
terlichen Hochadels, lebten. Dass solch
wohlhabende Leute Neider auf den
Plan riefen, versteht sich von selbst,
und so trug die hier angrenzende
Rupprechtsgasse [I F3] noch bis Mitte
des 17. Jh. den Namen Neideck.
Parallel zur Gera verläuft die
Kürschnergasse [I F3], wo die Kürsch-
ner wohnten, die zum Reinigen ih-
rer Felle Wasser benötigten. Diese
boten ihre Waren auf dem angren-
zenden „Kleinen Markt“, dem Weni-
gemarkt Ö , feil. Die Fischer vom Fi-
schersand [I D/E5] handelten auf dem
Fischmarkt Î und hatten ihre Gär-
ten am Kreuzsand [I F3], wobei sich
„Kreuz“ von Kräutern ableitet.
Andere Straßennamen hingegen
lassen mehr vermuten als dahinter-
steckt. So wurde die Rumpelgasse
[I E4] schlicht und ergreifend von der
Familie Rumpel bewohnt (über deren
Lebenswandel man natürlich nur mut-
maßen kann).
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