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den entlang des Rings monumenta-
le, den sozialistischen Wohnungsbau
verkörpernde Elfgeschosser. Als der
Platz nicht mehr ausreichte, baute
man an der Peripherie weiter. So ent-
standen am nördlichen und südöstli-
chen Stadtrand große Neubaugebie-
te, in denen noch heute ein Viertel al-
ler Erfurter wohnen.
Zum Glück blieb Erfurt vom nächs-
ten Schritt des sozialistischen Woh-
nungsbaus nahezu verschont. Dieser
sah einen flächendeckenden Abriss
der Altbausubstanz vor. Diese soll-
te durch leicht „historisierende“ vier-
bis fünfgeschossige Plattenbauten
ersetzt werden. Einzig die Umgebung
des Huttenplatzes unweit des Andre-
asviertels Þ fiel den sozialistischen
Stadtplanern zum Opfer, den Rest der
im Krieg nur wenig zerstörten Altstadt
verschonte die Wende.
Und überhaupt brachte die Wen-
de einen Wandel in vielerlei Hinsicht.
Zum einen begannen die Bewohner,
ihren Lebensraum anders wahrzu-
nehmen. Fragte man vor 1989 ei-
nen Erfurter nach seiner Stadt, ern-
tete man oft nur resigniertes Achsel-
zucken. Nun jedoch waren plötzlich
Begeisterung und Enthusiasmus
spürbar. Dieser schlug sich auch im
Stadtbild nieder. Vielerorts öffneten
kleine Cafés und Bühnen. Man ver-
suchte, das etwas miefige Image ei-
ner kulturlosen Verwaltungsstadt ab-
zulegen, das Erfurt zu sozialistischen
Zeiten durchaus anhing. Leider wehr-
te der Aufbruch nicht lang. Durch
eine Politik, die zwar die rasche Sa-
nierung der Gebäude im Blick hatte,
aber auch ohne zu Zögern die Schau-
spielsparte des Theaters dem presti-
geträchtigen Neubau einer Oper (The-
ater Erfurt, s. S. 72) opferte, war Er-
furt lange Zeit der Gefahr ausgesetzt,
sich zu einer Stadt mit schönen Fas-
saden ohne Inhalt zu entwickeln.
Zum Glück kam es anders. Kreative
Erfurter trugen in den letzten Jahren
aktiv dazu bei, dass die Stadt in jegli-
cher Hinsicht aufblühte.
Erfurt ist heute eine junge, leben-
dige Stadt mit vielen Angeboten. Als
Gast sollte man es dabei den Erfur-
tern gleich tun und über die zahlrei-
chen Altstadtplätze bummeln, die
Abendsonne auf dem Petersberg Ñ
genießen oder dem plätschern-
den Wasser der Gera folgen, zu Fuß
oder auf dem Rad. Auch der Thü-
ringer Wald ist nicht weit. Hier trifft
man sonntags auf den Wanderwegen
und Loipen so manchen Städter bei
der aktiven Erholung. Und wie sagte
schon der ehemalige Erfurter Statt-
halter Karl Theodor von Dalberg ge-
gen Ende des 18. Jh.: „In Erfurt ist gut
wohnen“. Damit hätte er auch heute
wieder Recht.
J Markt auf dem Domplatz Í
in der „Blumenstadt“ Erfurt
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