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Am Puls der Stadt
schaft und Schauplatz bedeutender
Reichstage, des Fürstenkongresses
1808 (s. S. 34) und des Unionspar-
laments 1850 (s. S. 38). Hier war
es auch, wo Willy Brandt 1970 die
neue Ostpolitik einleitete (s. Erfurter
Gipfeltreffen S. 21).
Von der wechselvollen Geschichte
zeugt heute noch die historische Alt-
stadt mit ihren stattlichen Bürgerhäu-
sern aus der Zeit der Renaissance,
den unzähligen mittelalterliche Kir-
chen, den kleinen Fachwerkhäusern
und reich verzierten Jugendstilfassa-
den. Erfurt ist ein umfassendes archi-
tektonisches Bilderbuch, das alle Fa-
cetten der Baukunst widerspiegelt.
Den besten Überblick hat man vom
„Balkon der Stadt“, der Zitadelle Pe-
tersberg
Ñ
, einer monumentalen
Festungsanlage am Rande des Zen-
trums. Unterhalb des Petersbergs
erstreckt sich der weitläufige Dom-
platz
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, der vom imposanten En-
semble aus Dom St. Marien
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und
Severikirche
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geprägt wird. Hinter
den Kirchenbauten ist neben dem
Grün des nahen Stadtwaldes auch
ein Wall aus Neubauten der sozialis-
tischen Ära zu sehen. Diese umschlie-
ßen die Innenstadt wie eine moderne
Stadtmauer - ein Effekt, der durch-
Das Antlitz der Stadt
Erfurts perfekte Lage am Kreuzungs-
punkt zweier mächtiger Handelsstra-
ßen, am Rande des fruchtbaren Thü-
ringer Beckens und der bewaldeten
Anhöhen des Steigers, ließ Martin Lu-
ther einst voll Bewunderung sagen:
„Erfurt steht am besten Orte […]. Da
muss eine Stadt stehen“.
Kein Wunder also, dass sich der Ort
über Jahrhunderte hinweg prächtig
entwickeln konnte. Kaufleute pfleg-
ten Handelsbeziehungen mit nahe-
zu allen bedeutenden Städten Eu-
ropas; man exportierte Waid, das
beliebte mittelalterliche Blaufärbe-
mittel (s. S. 48), und importierte
Tuche und Gewürze. Der bekannte
Rechenmeister Adam Ries ließ hier
seine ersten Rechenbücher drucken
und die Erfurter Universität erlang-
te Weltruhm. Die Stadt war abwech-
selnd unter Mainzer, schwedischer,
französischer oder preußischer Herr-
J
Vorseite: Blick über den
Domplatz
Í
und Erfurts Altstadt
