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lich des Wohnhauses liegen, dessen
Schatten niemals auf das Geisterhäus-
chen fallen darf. Der Zeitpunkt der Er-
richtung des Häuschens ist astrolo-
gisch berechnet, und die „Einwei-
hungszeremonie“ sollte auf jeden Fall
vor 11 Uhr morgens beendet sein, da-
mit die Geister noch in Ruhe zu Mittag
essen können. (Da die Thais selber
permanent ans Essen denken, geste-
hen sie gerechterweise auch ihren
Geistern ausgedehnte Mahlzeiten zu!)
Während der Einweihungszeremo-
nie werden den Geistern Opfer darge-
bracht, z.B. Reis mit einem in Bana-
nenblättern gewickelten harten Eiern,
Kokosnüsse, Bananen, Fleisch, Tee
und sogar ganze Schweinsköpfe. Hat
man diese Gaben den Geistern ge-
bracht, kann man hoffen, dass sie sich
in ihrem neuen Domizil wohl fühlen
und die Hausbesitzer nicht aus Rache
ob der Vertreibung von ihrem Platz
schikanieren. Im Gegenteil, anständi-
ge Hausgeister sorgen sogar für das
Wohl des Haushaltes und beschützen
ihn vor Unglück.
Doch wie sehen die Geisterhäus-
chen nun eigentlich aus? Schwer zu
sagen, denn da gibt es viele Varianten
(wie es Arten von Geistern gibt). Man-
che Geisterhäuser, beispielsweise von
großen Hotels oder sogar Banken,
weisen oft die Größe eines kleinen
Wohnhauses auf und sehen aus wie
verkleinerte Nachbildungen von bud-
dhistischen Tempeln - und das ob-
wohl Buddha selber mit Geistern nicht
viel im Sinne hatte.
Das wohl bekannteste Geisterhaus
Thailands ist der Erawan-Schrein in
Bangkok, an der Kreuzung Rajdamri
und Ploenchit Road gelegen. Der
Schrein ist nichts anderes als das über-
groß ausgefallene Geisterhäuschen
des vormals daran gelegenen Erawan
Hotels, das Anfang des Jahres 1988
abgerissen wurde.
Weit weniger prächtig fallen zumeist
die Geisterhäuser normaler Wohnhäu-
ser aus. Meist sind es auf einem Pfahl
stehende kleine Tempelnachbildungen
von der Größe der schon erwähnten
Vogelhäuschen. Ausgefüllt werden sie
mit Opfergaben und mit magischen
Figuren. Vor den Häuschen brennen
oft ein paar Räucherstäbchen.
Am unteren Ende der Geisterhaus-
architektur stehen die zu Geisterdo-
mizilen umfunktionierten Blechbüch-
sen oder -kanister, die ebenfalls auf
einen Pfahl gestellt und mit Opfer-
gaben versehen werden - spirituelle
Slumsiedlungen sozusagen. Aber
auch diese Geister wollen beachtet
sein, und die Häuschen müssen im-
mer mindestens in Augenhöhe der
Menschen angebracht sein, eine nied-
rigere Bauweise könnte die Geister er-
zürnen.
Glauben denn nun wirklich alle
Thais an die Macht der Geister? Gibt
es niemanden, der der Geisterwelt mit
aufgeklärtem, rationalem Blick in die
Augen sieht? Nun, wenn selbst die
großen Banken und Hotels den Geis-
tern ihre Huldigung darbringen, wie
könnte sich der normale Hausherr da
versagen? Aber nicht alle Thais glau-
ben wirklich an die Geister, die sie be-
schwören. Doch man kann ja nie wis-
sen, sicher ist sicher ...
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