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versives war das dem Museumsdirektor Jefrey Deitch dann doch zu politisch. Er
ließ die Fassade seines Hauses sofort wieder weißeln.
Ich werfe in diesem Kapitel Werbung und Kunst nicht freiwillig in einen Topf; die
Stadt tut dies mit ihrer Gesetzgebung. Das Department für Gebäude und Sicher-
heit hat ein Gesetz herausgegeben, um den öfentlichen Raum zu schützen und
die visuelle Verschmutzung einzudämmen: das Mural Moratorium . Ursprünglich
sollte damit der ungehinderte Wildwuchs der Werbelächen beschränkt werden,
vor allem der hochhausbedeckenden Werbungen, der sogenannten Super-Ads. Es
ist der Stadt inzwischen gelungen, zumindest die digitalen Werbetafeln zu re-
duzieren; trotzdem unterscheidet der Gesetzgeber noch immer nicht zwischen
Kunst und Werbung im öfentlichen Raum. Sämtliche Wandgemälde fallen unter
die Kategorie Beschilderung, kleineren Geschätsinhabern werden Strafen anged-
roht, falls sie die Malerei an ihrer Fassade nicht entfernen.
Der Aufwand, mit dem gegen Graiti und gegen die Werke der Street Artists
vorgegangen wird, ist immens. Täglich durchkämmen Reinigungsmannschaten
das Gebiet zwischen Fairfax Avenue und La Brea, um Stromkästen wieder in
ihren grauen Grundzustand zu versetzen. Wenn es auf dem Freeway mal wieder
nicht so ließend läut, hat man Zeit, an den Werbeplakaten vorbeizusehen, und
dann erkennt man, dass das Betongrau der Fahrbahnbegrenzungen, der Brücken
und der angrenzenden Mauern alle zwei Meter von frischem Grau übertüncht ist.
Jedes noch so kleine tag wird sofort »ausradiert«. Die Verursacher werden nach
Möglichkeit umgehend verhatet.
Was das kostet? Jährlich werden insgesamt sieben Millionen Dollar fürs Ablau-
gen und Übermalen ausgegeben. Astronomische Summen, wenn man bedenkt,
dass Los Angeles kaum einen Dollar übrig hat, um seine maroden Straßen aus-
zubessern. Zugegeben, vieles ist wirklich Dreck. Es würde nur teilweise etwas
nützen, wenn, wie manche fordern, ein Teil der Summe, die für die Beseitigung
von Graiti ausgegeben wird, in Programme zur Schafung von legalen Flächen
investiert würde, um die Szene zu entkriminalisieren. Es geht natürlich nicht im-
mer um Kunst, sondern ot um Revierpisserei, Testosteronabbau und Imponierge-
habe. Aber besser die Kids sprühen, als dass sie auf noch dümmere Gedanken
kommen.
Bisheriges Kosten-Highlight ist ein Schritzug auf dem zubetonierten Flussbet
des L. A. River. Genauer gesagt handelte es sich lediglich um drei Buchstaben. Die
Metro Transit Assassins haten dort ihr Kürzel hinterlassen: »MTA«. Diese drei
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