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U-Boote. Je mehr, desto besser: Der sogenannte Production Value des Films erhöht
seinen Wert - der Film sieht besser aus.
Wird in »Air Force One« Harrison Ford als Präsident in seinem Flugzeug ent-
führt, macht es einfach mehr her, wenn ein ganzes Jagdgeschwader um seine Be-
freiung kämpt. Die Kosten für eine solche Szene gehen in die Millionenbeträge,
und manches Projekt würde schon in der Vorkalkulation als nicht realisierbar zu
den Akten gelegt werden, wäre da nicht das Pentagon, das den Filmemachern an-
bietet, das ganze Spektrum von Raketenwerfern über Drohnen bis hin zu Flug-
zeugträgern zur Verfügung zu stellen. Fachpersonal gibt es gratis sowie, wenn
nötig, kohortenweise äußerst disziplinierte Komparsen. Lediglich Transport- und
Treibstokosten müssen gedeckt werden.
Und nur einen ganz kleinen Haken hat das Angebot …
Laut des armeeeigenen Handbuchs »A Producer's Guide to U. S. Army Cooper-
ation with the Entertainment Industry« muss der geförderte Film den Interessen
der Armee dienen, die öfentliche Meinung über die US-Streitkräte verbessern
und die Rekrutierungspolitik der Armee unterstützen. Idealerweise sollte die Vor-
führung eines Films, in dem die Armee thematisiert wird, dazu führen, dass sich
junge Männer massenweise registrieren lassen und Soldat werden wollen. Diesen
Glücksfall gab es für die Armee tatsächlich einmal. Nach Jahrzehnten von Filmen
über den Zweiten Weltkrieg und der Aubereitung des Vietnamkriegs, nach un-
zähligen Filmen über die Gräuel des Krieges, über verdrogte Helden und
geschädigte Kriegsheimkehrer, nach Filmen wie »Platoon« und »Apocalypse
Now« kam »Top Gun« in die Kinos. Tom Cruise als wäscheweißer El-
itekamplieger, der während einer Piloten-Sonderausbildung auf andere
Draufgänger und auf schöne Mädchen trit und zwischen Flugübungen, Wetbe-
werb und Krieg (die Übergänge sind kaum spürbar) schließlich zu sich selbst in-
det. Trit man der Air Force bei, das suggeriert der Film, sind einem Kamerad-
schat und Abenteuer garantiert. Und man hat jede Menge Spaß!
Das Konzept ging auf. Die Filmemacher landeten mithilfe des Militärs einen gi-
gantischen Kassenerfolg, und das Pentagon hate Zugang zu Millionen von jun-
gen männlichen Zuschauern. In den Foyers der Kinos wartete die Armee mit
Rekrutierbuden auf die begeisterten Kinobesucher. Der Umsatz von Ray-Ban-
Brillen stieg um vierzig Prozent, und die Anfragen für die Pilotenausbildung bei
der Navy um sagenhate 500 Prozent.
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