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Wir sehen nicht, dass die Fotografen dieses Jahr vielleicht kollektiv die Kameras
senken, wenn Charlize heron vorbeiläut. Man ist verärgert, dass sie nicht lange
genug stehen bleibt und zu wenig lächelt, und man erwägt, sie dieses Mal gar
nicht zu fotograieren. Möglich, dass sie darüber nicht einmal unglücklich ist. Ge-
orge Clooney haben sie zuvor auch schon bei zwei Premieren »abblitzen« lassen.
Die Fotografen fühlten sich durch seine Äußerungen in einen Topf geworfen mit
den Paparazzi und fotograierten ihn erst wieder, nachdem er sich entschuldigt
hate.
Nicht einmal alle Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences
(AMPAS) bekommen ein Ticket für die Veranstaltung, denn das heater fasst nur
rund 3300 Plätze. Dennoch gibt es sogar für Nichtmitglieder ein Schluploch und
die Möglichkeit, neben George, Angelina, Sean oder Tom zu sitzen: Sitz-Füller!
Ungefähr 150 sogenannte seat iller werden jedes Jahr zur Oscarverleihung en-
gagiert. Angenommen, Johnny Depp ist nominiert, sitzt im Auditorium, und
seine Freundin muss mal die gewissen Örtlichkeiten aufsuchen. Oder George
Clooney verlässt seinen Platz, weil er einen seiner schrecklichen Fertig-Espressi
trinken will. Es sieht nicht schön aus, wenn die Kamera im Saal Reaktionen auf
die Reden zeigt oder die Anspannung eines Nominierten, und die Sitze daneben
oder dahinter sind leer. Deshalb werden die leeren Sitze mit dafür engagierten
Statisten besetzt. Aber ein seat iller zu werden ist ein langer Weg. Man sollte
einige vergleichbare Veranstaltungen mitgemacht haben, über adäquate Garder-
obe verfügen, sich sehr zeitig mit Glamour-Porträtfotos und Lebenslauf bewerben
und keine Probleme damit haben, dass das zuständige Sicherheitspersonal die ei-
gene Lebensgeschichte durchleuchtet. Vielleicht ist es am Ende doch einfacher,
den Wecker zu stellen und gemeinsam mit den Cineasten-Freunden gemütlich zu
Hause die Oscarshow zu gucken, zusammen zu frühstücken und wieder zurück
ins Bet zu gehen.
Was wir im Fernsehen ebenfalls nicht mitbekommen, ist, wie die traditionellen
Kinoplakate immer mehr den großlächigen Kampagnen zu den nominierten
Darstellern, Regisseuren, Komponisten weichen. Fast, als stünde eine Wahl bevor.
» For your consideration! « prangt dann auf dem Plakat über dem Filmtitel oder
dem Kopf eines nominierten Schauspielers. Erwägen Sie auch diesen Kandidaten!
Das sind Interna, Botschaten, die sich an die rund 6000 Mitglieder der Akademie
richten. Ich bin Mitglied der deutschen Filmakademie und kann mir nicht vorstel-
len, dass es meine Entscheidung über die beste Regie, beste Kamera oder anderes
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