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Paul Ekman ist der Meister der Hardware, und ich bin eher ein Sotware-Spezi-
alist. Das ist, ohne jede Bewertung, die Essenz der unterschiedlichen Herange-
hensweisen von Künstlern überhaupt. Die einen arbeiten sich von außen nach
innen, erschafen Form, die sie füllen, die anderen wachsen von innen nach
außen, schafen einen Inhalt, der sich seine Form sucht. Aber richtig spannend
wird es erst, wenn man diesen Dualismus überwindet! Das Loch kann es ohne
den Rand nicht geben. Es ist eins.
Eine Woche später bekomme ich eine E-Mail von Lionel Wigram. Er hat sich
mein Castingband tatsächlich angeschaut!
»You're a great actor! Not that I'm surprised. I will keep you in mind if
something I am working on seems to be appropriate.«
Das ist der schönste Korb, den ich jemals bekommen habe. In elegant britischer
Manier macht er mir ein Kompliment für meine schauspielerischen Fähigkeiten,
und gleichzeitig teilt er mir noch etwas anderes mit, und er hat völlig recht! Gut
zu sein reicht nicht. Das ist nur eines von vielen Kriterien. Bei den Summen, die
in Hollywood auf dem Spiel stehen, schiebt man sich nicht gegenseitig einen
Kumpel zu. Arbeit basiert hier auf Erfahrungswerten und darauf, dass man einen
langen beharrlichen Weg zurücklegt. Natürlich gibt es immer die berühmten
Ausnahmen, aber darauf spekuliert man nicht mit gesundem Verstand. Der wun-
derbare Christoph Waltz hate das Glück, Herrn Tarantino von der Casterin Si-
mone Bär vorgestellt zu werden. Aber nicht nur Glück. Waltz spricht drei Sprac-
hen akzentfrei, was für »Inglorious Bastards« wichtig war, und vor allem ist er
ein sehr, sehr guter Schauspieler.
Sehr viele Kollegen haben einige Jahre in Los Angeles gearbeitet und sind
wieder zurückgekommen. Jeder wird für die Rückkehr seine eigenen Gründe ge-
habt haben, aber ganz bestimmt ist nicht jeder bei dem Versuch gescheitert, dort
Weltruhm zu erlangen, und dann reuig wieder heim nach Deutschland gekom-
men, wie die Presse so gern mit leichter Häme berichtet. Ich bin mir sicher, wenn
ich mich mit Leib und Seele hineinwerfen würde und zu hundert Prozent in Los
Angeles einstiege, würde es funktionieren. Aber diese Entscheidung trefe ich
nicht, zaudere. Von einer Arbeit, die ich liebe, leben zu können und dabei eine
gute Zeit zu haben, ist Luxus. Ich träume nicht davon, berühmt zu werden.
Aber ich lebe und liebe meine Sprache, und ich müsste in L. A. täglich mehrere
Stunden Dinge tun, die ich in Deutschland schon nicht gern mache. Immer net
zu den Leuten und immer kompatibel sein, Klinken putzen, permanent am Ball
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