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die Jugendlichen im Visier haben. Die Exsträlinge, die hier arbeiten, sind ausge-
bildet als Mediatoren für Gang-Konlikte und in Sachen Gewaltprävention. Vor
allem wissen sie, wovon sie sprechen, und das merken die Kids. Wir bekommen
keine staatliche Unterstützung. Den Staat interessiert das nicht. Die investieren
lieber in neue Gefängnisse als in Reha-Programme. Lunch break everybody
Alfred hat recht, in Kalifornien hat sich seit 1980 die Zahl der Gefängnisse ver-
dreifacht, und trotzdem platzen sie aus allen Nähten. Die Zahl der Inhatierten
steigt achtmal schneller als die der Gesamtbevölkerung. Es werden so viele
Menschen verhatet wie niemals zuvor, und sowohl der Platzbedarf als auch die
Kosten explodieren. Der Staat stellt für Gefängnisse inzwischen mehr Geld zur
Verfügung als für höhere Bildung.
In den gesamten USA sind über 2,2 Millionen Menschen damit beschätigt,
Kriminelle zu fangen, sie zu verurteilen und zu verwahren. Das sind so viele
Arbeitsstellen wie bei Wal-Mart, General Motors und Ford zusammen. Mit einem
neuen Gefängnis verwandeln sich Provinznester in wichtige Wirtschatsstan-
dorte. Renommierte Firmen lassen in Gefängnissen ihre Produkte für manchmal
nur zwei Dollar die Stunde herstellen, von denen letztlich nur zwanzig Prozent
an den Inhatierten ausbezahlt werden. Das lohnt sich. Gefängnisse sind die
Baumwollfelder von heute.
Die Lunchpause ist übrigens phantastisch. Ein kleiner mexikanischer Familienbe-
trieb, den ich auf eigene Faust vermutlich nie entdeckt häte. Anschließend halten
wir vor einigen Fabrikhallen, die auf ihrer kompleten Fläche mit Graiti bedeckt
sind. Uns werden die darin verborgenen Codes und Chifren gezeigt und erklärt.
Rossio zieht sein Shirt aus und präsentiert stolz seinen Oberkörper. Vom Bauch-
nabel bis zum Brustkorb prangt ein riesiges F13 . Die Abkürzung des Reviers sein-
er Gang: 13th Street, Ecke Florence Street. Selbst gestochen. Mit einer einzigen
Nähnadel. Das brauchte Zeit. Und die hate er. Wie gesagt: achtzehn Jahre.
Auch der Busfahrer zieht sein Hemd aus und verwandelt sich mit fröhlichem
Gesicht in ein trauriges Kunstwerk. Auf seinem Körper hat sich kein Tat-
toomeister aus Silver Lake verewigt. Keine Buddhas zieren seinen Körper, son-
dern ein großes 1 % , was bedeutet, dass er ein outlaw, also ein Gesetzloser,
gewesen ist. Außerdem trägt unser Fahrer ein geschnörkeltes Alicia . Alfred be-
hält sein Shirt an und posiert nun mit den anderen vor dem ebenso kunstvoll
tätowierten Hauswänden. Sie erklären uns die Codes. Drei Finger für 3rd Street,
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