Travel Reference
In-Depth Information
der Bewegung entgegenzuwirken. Alle Führer wurden verhatet, Malcolm X und
Martin Luther King später von Atentätern erschossen.
In der darauf folgenden Leere wuchs eine neue Generation heran, hofnungslos
und apolitisch. Die Crips wurden gegründet, wenig später die Bloods . Mit ihnen
brach eine Periode an, in der es nur noch ums gegenseitige Abknallen ging. In
den vergangenen zwanzig Jahren gab es in L. A. und L. A. County an die 15 000
Morde, die mit den Gangs in Verbindung gebracht werden.
27 Jahre nach den Wats-Unruhen hielten vier Polizisten den schwarzen Rod-
ney King wegen einer Geschwindigkeitsübertretung an und schlugen ihn brutal
zusammen. Als die Beamten freigesprochen wurden, obwohl ein Amateurilm be-
wies, dass sie zu viert auf den liegenden Mann eingeschlagen haten, explodierte
die Gewalt ein weiteres Mal.
Diesmal entstand ein dreitägiger Flächenbrand, der sich auf ganz Süd-Los
Angeles und auch Koreatown ausbreitete und die Polizei völlig unerwartet traf.
55 Menschen sterben, 2000 werden verletzt. Ein Freund berichtete, er sei gerade
noch rechtzeitig nach Hause gekommen, kurz darauf wurde Beverly Hills lücken-
los abgeriegelt, weil eine wütende und schießende Menge sich Richtung Westen
bewegte. Man traf sich auf den Dächern und starrte fassungslos in Richtung
Osten. Der Horizont brannte, die Lut war voller Hubschrauber, und aus Richtung
Redondo Beach hörte man das Maschinengewehrfeuer. Dieses Trauma sitzt tief
und erklärt vielleicht, warum bei harmlosen Veranstaltungen wie dem Down-
town Artwalk ein derart unverhältnismäßig großes Polizeiaufgebot bereitgestellt
wird.
Zwischenstopp an den Wats Towers. Merkwürdig schöne, bis zu dreißig Meter
hohe Türme aus Glasscherben, Schrot und Beton, die aus einer anderen Welt zu
kommen scheinen. Und doch gehören die Türme so sehr zum Stadteil Wats,
dass sie hier in der Gegend ein beliebtes Tatoo sind. Sie stehen symbolisch für
das, was man aus dem Nichts erschafen kann, wenn man nur eine Vision und
genug Ausdauer hat. Wie der Erbauer Simon Rodia. Er arbeitete 33 Jahre an
dieser Konstruktion, von 1921 bis 1954, einfach nur, um ein Ausrufungszeichen in
die Welt zu setzen. Einer der beiden Tourbegleiter meint, hier habe er sich früher
nicht hingetraut, der Kiez gehöre den anderen. Der Mann ist auch heute noch
froh, als er wieder in den Bus steigen kann, glaube ich.
Als Nächstes fahren wir am Florence-Firestone-Viertel vorbei, wo die Crips
gegründet wurden. Eine Kreuzung weiter hängen Sound-Detektoren an den Am-
Search WWH ::




Custom Search