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L.A. von unten
Von unten betrachtet wirken die Helikopter völlig anders. Sie sind laut, aufdring-
lich, anonym, symbolisieren die unerbitliche Staatsgewalt. Man ist geneigt, iese
Cops hinter die getönte Cockpitscheibe zu projizieren, mit Oberlippenbärten und
verspiegelten Ray-Bans. Diese Klischees werden bedient, und es gibt sie hier
zuhauf. Festungen aus Bürokratie, Unnahbarkeit, Machtgehabe. Zum Kotzen!
Aber ich nehme an, bei den meisten handelt es sich bei diesem Gehabe um eine
unverzichtbare Schutzmaske, denn Los Angeles kann gefährlich sein, und die Pol-
izisten sind dieser Gefahr permanent ausgesetzt. Wie soll man verstehen, dass
man mit achtzehn keinen Alkohol trinken, aber eine tödliche Wafe tragen darf?
Das Los Angeles Police Department (LAPD) hat sich jedenfalls mit der Tatsache
auseinanderzusetzen, dass jeder, wirklich jeder eine Schusswafe zur Hand haben
könnte und diese auch einsetzt.
Los Angeles ist die US-Hauptstadt der Gangs. Laut Aussage des LAPD gibt es
450 aktive Gangs mit mehr als 45 000 Mitgliedern. Manche der Gangs existieren
seit mehr als fünfzig Jahren. South Central, Wats, Newton und Compton gehören
zu den gefährlichsten Gegenden. Die Mordrate liegt hier teilweise achtmal höher
als der US-Durchschnit. Wobei man sich diese Gegenden nicht vorstellen darf wie
etwa die Slums am Flughafen von Mumbai. Es gibt etliche Wohnkasernen, wie
überall in der Stadt, aber auch hier inden sich die obligatorischen Einfamilien-
häuser. Nicht weil dieses Viertel mal eine bessere Gegend war, sondern vielmehr,
weil es auch der Traum eines Gangsters ist, Familie, ein eigenes Haus mit Garten
zu haben und von den neten Nachbarn respektiert zu werden.
Es gibt keinen Grund, sich diese Viertel anzusehen, außer man hat ein klares
Ziel oder Freunde, die sich dort auskennen. Ich möchte Sie nicht verängstigen,
man wird Sie nicht gleich auf der Stelle erschießen, aber ein herumschlendernder
Tourist könnte provozierend wirken und wäre nicht viel mehr als eine willkom-
mene Ablenkung. Vor allem aber gibt es in diesen Vierteln nicht wirklich etwas zu
sehen. Nichts Schönes, nichts Interessantes. Das ist ja das Problem. Es gibt nichts.
