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Zur Industrie-Zone gehörten hierbei nicht nur die großen Fabriken, sondern
auch Maschinengeschäte, Holzlager, Seifenfabriken und »Ärgernisse« wie Sch-
lachthöfe, Leichenhallen und Wäschereien. Um 1910 herum und lange danach
hieß »sauber« in diesem Zusammenhang dann eben auch: frei von Schwarz und
Gelb. Die Wäschereien zum Beispiel waren fest in chinesischer Hand, und mit
denen wollte man nicht unbedingt in derselben Gegend wohnen.
Ohne diese Gesetze wäre Los Angeles anderen Städten heute sehr viel ähnlich-
er. Die Arbeiterwohnviertel würden nahe an den Industriezentren liegen, und die
städtische Nutzung wäre eher gemischt, es gäbe Geschätsstraßen mit Läden im
Parterre und Wohnungen darüber. Aber man hate damals weiten Raum in Hülle
und Fülle, und man dachte wirklich, es ließen sich die typischen Probleme der
Ostküsten-Großstädte vermeiden.
Alan erklärt mir, dass sechzig bis siebzig Prozent der Stadt mit Einfamilien-
häusern bedeckt sind. Das sind zwei Dritel der Stadtläche! Freie Grundstücke
gibt es in Los Angeles so gut wie keine mehr. Die einzige Möglichkeit, dem
Bevölkerungswachstum zu begegnen, liegt darin, dass bestehender Wohnraum
umgeformt wird - so wie es gerade in Downtown passiert. Um bestehenden
Raum eizienter nutzen zu können, sagt Alan, müssen allerdings die Zoning-Ge-
setze gründlich reformiert werden. Die strikte Trennung zwischen Wohn- und In-
dustrievierteln muss so verändert werden, dass es bedeutend mehr gemischte
Raumnutzung geben kann. Man habe inzwischen bestimmte Gegenden im Visier,
in denen Wachstum und die Bildung von Ballungsräumen aktiv gefördert wer-
den, erklärt Alan. Targeted Growth Areas nennt er diese Bereiche .
Eins dieser Gebiete ist der Douglas Park. Das riesige Areal der McDonnell
Douglas-Werke, in denen zwischen dem Zweiten Weltkrieg und den frühen
1990er-Jahren Zehntausende von Arbeitern in der Lutfahrt beschätigt waren.
McDonnell Douglas fusionierte 1997 mit Boeing, und als diese entschieden, die
Herstellung der Boeing 717 einzustellen, wurden die Werke in Long Beach
geschlossen. Seitdem liegt das Gelände als das letzte verbleibende ofene Indus-
triegebiet in Hafennähe brach. Dort sollen sich nun Kommerz, Industrie und
Wohngebiete verlechten, wozu gerade ein neuer Masterplan vorgelegt worden
ist. Die Fläche dieser Werke entspricht in etwa einem Dritel des alten Berliner
Flughafens Tempelhof. Eine Freiläche solchen Ausmaßes ist in Los Angeles ein
unbezahlbarer Luxus!
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