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Ich radele den Broadway, die Hill Street, Spring Street und Main Street entlang,
und plötzlich habe ich ein Auge für die wunderschönen Details an den Fassaden
der früheren Lichtspielpaläste und die vergangene Pracht der alten Hotels.
Schönste Art déco-Architektur. Was muss hier losgewesen sein damals! Am
Broadway, Ecke 3rd Street steht das Bradbury Building, in dem zahlreiche Filme
gedreht worden sind, und direkt gegenüber das
Million Dollar heatre
, einer der
ersten Kinopaläste, die in den USA gebaut wurden. Es wird heute nur noch
sporadisch für Spanisch sprechendes Publikum bespielt. Daneben beindet sich
die Million Dollar Pharmacy, ein unheimlicher Laden, der bis unters Dach gefüllt
ist mit einer Mischung aus christlichen Devotionalien und Geisterbeschwörung-
szubehör. Und immer wieder entdecke ich gerade neu eröfnete Restaurants und
schicke Bars, die besondere Abende versprechen. Das ist für mich die aufregend-
ste Mischung überhaupt: Die Krat der Aubruchstimmung verbindet sich mit
dem Glanz vergangener Jahre.
Mit Downtown ist es auf und ab gegangen, immer wieder. Dabei ist der
Stadteil noch nicht wirklich alt. Erst ungefähr ab den Jahren 1870/80 begannen
sich die kulturellen und inanziellen Aktivitäten hier so sehr zu verdichten, dass
man von einen Stadtzentrum sprechen konnte. Das ist aus europäischer Sicht
noch gar nicht so lange her. Die Geschwindigkeit allerdings, mit der sich das
Stadtzentrum dann entwickelte, stellte alles andere in den Schaten. In kürzester
Zeit reihte sich ein heater an das andere, kämpten die großen Banken mit den
Kaufhäusern um die besten Grundstücke.
Über 10 000 Menschen lebten bald in Downtown, und noch mehr pendelten
mit den
Red Cars
, den berühmten Straßenbahnwagen, zwischen Arbeitsplatz und
ihrem Wohnort außerhalb.
Der rasante Aufschwung hielt nicht lange an. In den Jahren ab 1920 wurden
die Automobil- und die Ölindustrie immer einlussreicher. Das Auto ermöglichte
den Menschen eine nie erlebte Mobilität und Unabhängigkeit, weshalb nun eine
massive Abwanderung ins Umland einsetzte. Die Menschen zogen von Down-
town in die Vororte; viele kleinere Ballungsgebiete entstanden, die Flächigkeit
von Los Angeles entwickelte sich. Das entsetzliche Verkehrschaos im Zentrum
und die neuen Einkaufs- und Businesszentren weiter außerhalb trugen zum
Niedergang Downtowns bei. Man ging dort nicht einmal mehr einkaufen.
Als Mite der 1960er-Jahre die Bauhöhenbegrenzung aufgehoben wurde und
der ehemals wohlhabende, nach dem Zweiten Weltkrieg aber verwahrloste Teil-
