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das Einkaufsverhalten der neuen, wohlhabenden, motorisierten Bewohner von
Beverly Hills und West Hollywood und entwickelte mit dem Wilshire Boulevard,
der bis dato nicht mehr gewesen war als eine unasphaltierte Straße durch ein
Areal von Molkereibetrieben, einen Gegenpol zum fußgängerlastigen Einkauf-
szentrum von Downtown.
Ross' Idee war, diese neue Shoppingmeile auf allen Ebenen nicht mehr für den
Fußgänger, sondern für den Autofahrer atraktiv zu machen. Und seine Überle-
gungen begannen nicht erst beim Design der Straße selbst. Völlig neu waren zum
Beispiel Linksabbiegerspuren und aufeinander abgestimmte Ampeln. Die ein-
zelnen Geschätsinhaber waren verplichtet, genügend Parkplätze zur Verfügung
zu stellen, und zwar auf der rückseitigen Lage der Geschäte, wo sich nun eben-
falls Ein- und Ausgänge befanden, um den permanenten Verkehrsluss auf der
Hauptstraße zu gewährleisten.
Die zur Straße weisende Seite der Gebäude wurde dahingehend gestaltet, dass
alles schnell und einfach erfasst werden konnte, auch bei einer Geschwindigkeit
von 50 km/h. Einfache Schritzüge, plakative Zeichengebung, klare Fassaden, ver-
bunden mit den stilistischen Miteln des Art déco.
Die Miracle Mile war ein durchschlagender Erfolg und wurde in den gesamten
USA kopiert. Sie ist die Urmuter aller Malls und Shoppingcenter in L. A.
In Europa investiert man in sein Zuhause, weil sich dort der Lebensmitelpunkt
beindet. In L. A., wo man sowieso ständig umzieht und durchschnitlich 1,5 Stun-
den des Tages in seinem Fahrzeug verbringt (das sind gut sechs Prozent von 24
Stunden), wird das Fahrzeug zum Heim. Protzige Sportwagen sieht man jedoch
seltener, als man zunächst glauben könnte. Man fährt lieber Geländewagen, so-
genannte Sport Utility Vehicles (SUV), die mit ihren hohen Sesseln bewegten
Wohnzimmern gleichen. Die Autos sind ausgestatet mit allem, was man braucht,
um das Fahrzeug nicht verlassen zu müssen: Navigator, Telefon, gekühltem
Handschuhfach, Becherhaltern und einem Flatscreen, der, wann immer das Auto
stoppt, das Fernsehprogramm einschaltet. Typisch heimische Tätigkeiten werden
mit auf den Weg genommen. Schminken, Zeitunglesen, fast jeder telefoniert, hakt
entweder die längst fälligen Freundschatsbekundungen ab oder beginnt schon
mit einigen dienstlichen Gesprächen. Und immer ist der Cofee to go und meist
auch die gute Laune dabei. Die Zeit im Auto dient somit nicht mehr allein dem
Transit von A nach B, sondern verbindet die beiden Punkte zu einer behaglichen
Linie.
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