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Licht
Wir sitzen im Kino. Je nachdem was wir sehen, weinen oder lachen wir. Das
Adrenalin jagt durch den Körper. Und doch besteht die Welt, in die wir gezogen
werden, die wir für so bare Münze halten, dass unsere Körperchemie darauf re-
agiert, aus nichts anderem als Licht. Licht, das einen Streifen mehr oder weniger
gefärbten Plastiks durchdringt und auf eine Projektionsläche trit. Die Realität
des Films, der uns so bewegt, ist eine Illusion, die sich aus vielen Komponenten in
unserem Kopf zusammensetzt. So wie Los Angeles.
Mein schönes Bild allerdings ist viel zu romantisch und längst veraltet, denn die
alten Filmspulen indet man in unserem digitalen Zeitalter kaum noch. Auch das
ist exemplarisch für die Stadt: Kaum will man etwas festhalten, hat es sich schon
wieder verlüchtigt.
Here today, gone tomorrow.
Ein befreundeter Architekt spricht von
Los Angeles à la carte
. Ich bekomme, was
ich bestelle. Aber zuvor muss ich wissen, was ich will. Die Reise beginnt immer
bei einem selbst, und vielleicht ist das der Grund dafür, dass diese Stadt so polaris-
iert. Rom liegt da, seit über 2000 Jahren, und lässt sich besuchen. L. A. ist seit
200 Jahren jeden Tag ein wenig anders und geht mit jedem Betrachter eine einzig-
artige Beziehung ein. Wie bei einem ofenen Klavier, dessen Saiten man sich mit
einer schwingenden Stimmgabel nähert. Ab einer gewissen Nähe klingen plötzlich
eine oder mehrere Saiten mit. Es entsteht Resonanz, eine Verbindung. Bei jedem
eine andere. Ein Aspekt im Inneren, irgendein Wunsch, eine Sehnsucht, mit der
man herkommt, indet Anklang. Für jeden schlägt die Stadt eine andere Seite an
oder gar einen Akkord.
Einer der schönsten Momente ist, wenn Philharmoniker ihre Instrumente ein
letztes Mal stimmen, bevor der Dirigent den Saal betrit. Ein Teppich aus Klang.
Chaotisch und zugleich geordnete Einheiten. Ein Körper. Melodiefragmente
steigen aus der Klangmasse auf und versinken wieder. Man muss genau hinhören,
sonst ist es nur Klangbrei.
