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eine Zeit, zu der man in New York, London oder Berlin gerade erst losgeht. Und
da man in Los Angeles mit dem Auto unterwegs ist, wird zudem kaum
getrunken, sodass man also bei der Kontaktaufnahme auch nicht auf die enthem-
mende Wirkung des Alkohols hofen kann.
Als ich die ehemalige Leiterin des Goethe-Instituts und heutige Geschätsführ-
erin der Villa Aurora bei einem kleinen, etwas hölzernen Empfang in Berlin
wiedertraf, fragte ich sie, was sie an Los Angeles vermisse. Das sei unter anderem
der Wille und die Fähigkeit der Menschen, miteinander zu kommunizieren, sagte
sie.
Wenn man in Los Angeles weite Wege auf sich nimmt, um zum Beispiel zu
einer Vernissage zu gelangen, möchte man dort mehr als nur die Exponate be-
trachten - man freut sich auf Begegnungen. Bei uns nennt man das hochtrabend
»Socializing«, als wäre es etwas Unanständiges. In Los Angeles redet man ein-
fach miteinander, lernt sich kennen. Das stocksteife, blasierte Kunstkennerge-
habe, bei dem ich mich immer beklommen oder deplatziert fühle, gibt es dort
nicht. Es wird ein Happening veranstaltet, und wenn die Galerie zu klein ist,
schließen sich mehrere Galeristen zusammen, und man proklamiert einen Art
Walk.
Ob es sich um einen Spiele- oder Leseabend handelt, um das Baumplanzen in
verbrannten Hügelregionen, River Clean-Ups, Art Walks, Food Truck-Festivals
oder diese in unseren Augen übertriebene Begeisterung für Grillfeste (es wird an-
gegrillt, als handele es sich um den Bieranstich auf dem Oktoberfest): Vieles
bekommt sehr schnell Event-Charakter. Ich konnte den Druck hinter diesen Ver-
anstaltungen anfangs nicht einordnen und fand sie immer etwas gewollt oder
aufgesetzt.
Wenn im tiefsten Niederbayern der Schützenverein ein Fest macht oder sich in
den Schweizer Bergen die Ringer bei den Schwingfesten messen, sind das Veran-
staltungen, die viel größer sind als ihr Anlass. Vielleicht ist es nur eine Projektion
von mir, aber ich meine in Los Angeles eine ähnliche Wertschätzung für solche
Veranstaltungen zu spüren: als Stäte der Begegnungen.
Allerdings gibt es in Los Angeles einen Ort, der für jeden leicht erreichbar ist,
und dort tummeln sich so viele Kontaktwütige wie nirgendwo sonst. Manche
kommen nur zum Gucken, viele suchen hier schnellen oder sehr speziellen Sex,
andere hofen, den Partner fürs Leben zu inden, oder wollen einfach nur neue
Freunde entdecken und reden. Das Internet. Partnervermitlungswebseiten
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