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zu inden ist. Der römische Katholizismus ist unter den christlichen Religionsge-
meinschaten die am stärksten vertretene, was sich dadurch erklärt, dass die Ein-
wohner aus Latein- und Südamerika inzwischen eine größere ethnische Gruppe
in Los Angeles bilden als Schwarze und Weiße zusammen. Dann gibt es noch die
Baptisten, Lutheraner, Methodisten, Zeugen Jehovas, Presbyterianer, die Adven-
tisten des siebten Tages, die Episkopalkirche, die unabhängige nicht-charismat-
ische Kirche und etwa hundert weitere Splitergruppen!
Die Frage, warum Kalifornien solch ein spiritueller Ballungsraum ist, lässt sich
allein mit der ethnischen Vielfalt nicht befriedigend erklären, führt aber zu in-
teressanten Vermutungen: Vielleicht hat es etwas mit der Westwärtsbewegung
der Menschheit zu tun? Von Spanien, später dann auch vom Norden Europas
kommend, ging es in die Neue Welt. Dort angekommen, zog man noch immer
weiter nach Westen, denn im Westen, so hieß es, da inde man Gold (eine meiner
schönsten Kindheitserinnerungen ist übrigens »Westwärts zieht der Wind« mit
Lee Marvin, Clint Eastwood und Jean Seberg). Irgendwann ging es nicht mehr
weiter nach Westen. Da stand der Mensch nun an der Küste und konnte sich von
dort eigentlich nur noch in den Himmel träumen. Ein Sprungbret für den Geist.
Und beim Träumen blieb es nicht: Der Goldrausch ließ die Menschen nach Kali-
fornien strömen; mit ihnen kamen Religionen aus aller Welt. Was die meisten ge-
meinsam haten, war, dass sie alles hinter sich gelassen, kein Koordinatensystem
mehr haten. Sie brauchten etwas, woran sie sich festhalten, an das sie glauben
konnten.
Etwas später waren dann auch für das physische Abheben die Bedingungen
ideal: reichlich Arbeit, aublühender Kapitalismus und ein Klima, das es ermög-
lichte, das ganze Jahr draußen zu arbeiten.
1906 baute Glenn Martin das erste kalifornische Flugzeug, und wenige Jahre
später gab es eine prosperierende Flugzeugindustrie, die vor allem mit den
Kampliegern von Lockheed und Douglas von großer Bedeutung für den
Zweiten Weltkrieg war. Diese vorhandene Infrastruktur und herausragende wis-
senschatliche Forschungszentren wie das California Institute of Technology bilde-
ten den Nährboden für die Raumfahrt- und Raketenindustrie. In den späten
1960er- und frühen 1970er-Jahren beschätigte dieser Industriezweig fast eine
halbe Millionen Arbeiter und war somit der bedeutendste in Kalifornien. Nach
Ende des Kalten Krieges verringerten sich die Verteidigungsausgaben drastisch
und haten Massenentlassungen zur Folge. Aber selbst heute arbeiten noch an die
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