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verglichen. Dabei zeigte sich, dass die Prognosesicherheit der Modelle zum Teil erstaunlich
hoch ist. Die Modelle wurden durchweg so konstruiert, dass sie offen für die Eingabe realer
Daten sind. Die jeweiligen Interaktionsregeln sowie die entsprechenden Metaregeln, die den
Kern der jeweiligen Modelle bilden, zeigten sich als offensichtlich realitätsadäquat.
Zum anderen orientieren sich diese Modelle an dem Vorbild der theoretischen Wissenschaften,
wie der theoretischen Physik. Am Beispiel der allgemeinen Relativitätstheorie zeigte insbeson-
dere Popper (1969) in seinem berühmten Werk „Die Logik der Forschung“, dass die Konstruk-
tion hypothetischer Modelle und deren zum Teil nur punktuelle Überprüfung an der Realität
die einzig mögliche Vorgehensweise ist, allgemeine wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen.
Insofern liegt hier, wenn auch mit anderen formalen Techniken, die gleiche methodische
Situation vor wie im Fall der etablierten theoretischen Wissenschaften. Der hypothetische
Charakter der hier geschilderten Modelle ist von daher kein Nachteil sondern eher ein Beweis
dafür, dass die Verwendung von Soft-Computing-Modellen das gleiche theoretische und me-
thodische Vorgehen bei den hier analysierten Problemen erlaubt, wie es in den theoretischen
Naturwissenschaften gängig ist. Soft-Computing-Modelle können daher nicht nur von viel-
fältiger praktischer Bedeutung sein, sondern können auch die methodische Grundlage dafür
liefern, die traditionellen Probleme der Geistes- und Sozialwissenschaften auf die Weise theo-
retisch zu behandeln, die den theoretischen Naturwissenschaften inhärent ist. Auch hierzu
sollte diese Studie eine Einführung liefern.
Für die Informatik sind vor allem zwei Aspekte dieser Arbeit wesentlich: Zum einen konnte
gezeigt werden, dass die hier dargestellten Informatiktechniken auf sehr heterogene Beispiele
angewandt werden können. Damit kann der Anwendungsbereich der Informatik erweitert wer-
den: die Informatik könnte jetzt z. B. ebenso für kognitions- und geisteswissenschaftliche
Bereiche wichtig werden, wie es bislang vorwiegend in natur-, wirtschafts- und technikwissen-
schaftlichen Anwendungsgebieten der Fall war. Insbesondere zeichnet sich die Möglichkeit ab,
parallel vor allem zur Bioinformatik, Wirtschaftsinformatik und Medizininformatik eine
Richtung der „Sozioinformatik“ zu entwickeln - neben dem bereits etablierten Gebiet der KI-
Forschung.
Zum anderen zeigt insbesondere die Forschung über die Ordnungsparameter und die Metapara-
meter, dass durch die Analyse von Soft-Computing-Modellen Beiträge für die theoretischen
Grundlagen der Informatik erbracht werden können, soweit sich diese auch auf die Eigen-
schaften formaler Modelle bezieht.
Ein wesentliches Ziel dieser Einführung ist es, die allgemeinen und theoretischen Zusammen-
hänge zwischen den verschiedenen Bereichen des Soft Computing aufzuzeigen. Die Resultate
können auch für andere Zweige der Informatik von Bedeutung sein, insbesondere wenn
klassische Verfahren der Informatik mit Techniken des Soft Computing angereichert werden,
um die Modelle adaptiv, flexibel und lernfähig zu gestalten - für viele technische Probleme
kann das von Vorteil sein. Natürlich sind umgekehrt Soft-Computing-Modelle nicht immer zu
bevorzugen, wenn der entsprechende Aufwand in keinem Verhältnis zu dem erwartbaren
Nutzen steht. Daher ist es zu wünschen, dass die verschiedenen Techniken der Informatik sich
nicht (nur) konkurrierend, sondern als sich gegenseitig befruchtend zur Kenntnis nehmen. Die
Leser und Leserinnen dieser Einführung, die bis hier durchgehalten haben, werden diesen
Wunsch hoffentlich teilen, sofern sie Informatiker sind oder werden wollen. Diejenigen
Leser/innen, die vor allem daran interessiert sind, was Soft Computing für die eigenen
wissenschaftlichen und praktischen Probleme auch außerhalb der Informatik bringen kann,
sind vielleicht jetzt motiviert, es selbst einmal mit diesen Modellen zu versuchen. Falls Sie
dazu mit den hier dargestellten Programmen eigene Experimente veranstalten wollen, wenden
Sie sich an uns. Wir freuen uns über jede Rückmeldung.
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