Environmental Engineering Reference
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5.1.3
Weizen zur Bioethanolgewinnung
Bioethanol entsteht durch die alkoholische Gärung von zucker- oder stärkehaltigen Roh-
stoffen. Geeignete zucker- und stärkehaltige Pflanzen sind z.  B. Zuckerrübe, Zuckerohr,
Kartoffel und Getreide. Während in den USA und anderen europäischen Ländern Bio-
ethanol meist aus Mais und in Brasilien aus Zuckerrohr hergestellt wird, ist in Deutsch-
land vor allem der Gebrauch von Getreide und Zuckerrüben zur Bioethanolproduktion
verbreitet. Durch die Fermentation (alkoholische Gärung) der Maische entsteht Alkohol.
Hierzu wird die Stärke der Körner (z.  B. Weizen) durch verschiedene Aufbereitungsstu-
fen zu Glukose umgewandelt. Anschließend entsteht unter Zugabe von Hefe in Fermenta-
tionsbehältern Bioethanol. Der hochprozentige Alkohol wird dann durch Destillation aus
der Maische gewonnen. Durch eine anschließende Absolutierung kann reines Bioethanol
erzeugt werden. Das Koppelprodukt Schlempe dient als eiweißreiches Futtermittel, das
entweder direkt verfüttert werden kann oder zu Trockenschlempe (DDGS = dried distillers
grains with solubles ) eingedampft wird. Derzeit wird die Nutzung von cellulosehaltigen
Agrarreststoffen wie z. B. Stroh zur Bioethanolgewinnung erforscht, wobei über Enzyme
oder über Thermodruckverfahren die Lignocellulose aufgetrennt und Hemicellulose so-
wie Cellulose zu vergärbaren Sacchariden gespalten werden.
Einerseits wird Bioethanol in bereits vorhandenen kleinen Brennereien hergestellt, was
derzeit für die Verwendung als Kraftstoff jedoch noch keine gängige Praxis ist. Anderer-
seits wird Bioethanol bereits in großtechnischen Anlagen produziert.
Bioethanol kann als Trinkalkohol, im industriellen Bereich und als Kraftstoff für Mo-
bilität Verwendung finden. Hierbei kann Bioethanol als Ersatz für Benzin und Superkraft-
stoffe dienen (Kaltschmitt et al. 2009). In den letzten Jahren hat der Verbrauch an Bioetha-
nol in Deutschland vor allem durch den in Verkehr zu bringenden Mindestanteil (§ 37a
BImschG) stetig zugenommen. Momentan liegt die zugelassene Beimischungsquote für
Ottokraftstoffe bei maximal 10 % (E10). Bei einem Bioethanolanteil von 85 % im Benzin
wird von E85 gesprochen (was in Deutschland oft als Reinkraftstoff bezeichnet wird). Bis-
her gibt es für E85 noch kein deutschlandweites Tankstellennetz. Mittlerweile etabliert
sich ein langsam wachsender Markt für den Vertrieb von Flexible-Fuel-Vehicles (FFV),
die mit E85 betrieben werden können. Zusätzlich kann aus Bioethanol ETBE (Ethylterti-
ärbutylether) erzeugt werden, welcher wie Methyltertiärbutylether zur Verbesserung der
Klopffestigkeit dem Ottokraftstoff beigemischt wird. Dies ist bereits gängige Praxis und
wird als Beimischungsanteil angerechnet.
Dieses Fallbeispiel steht stellvertretend für eine Technologie, die sich ebenfalls schon
etabliert hat, auch wenn der Vertrieb entsprechender Kraftfahrzeuge für den Reinkraftstoff
E85 (FFV) in Deutschland nur langsam zunimmt.
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