Environmental Engineering Reference
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hat sich auch der Bedarf an Substraten für Biogasanlagen vergrößert. Seit der Novellie-
rung 2012 hat sich der Zu- bzw. Ausbau von neuen Biogasanlagen zwar verlangsamt, der
Substratbedarf durch Bestandsanlagen ist jedoch unverändert hoch. Derzeit gilt Mais als
die bedeutendste Energiepflanze für Biogasanlagen, weil er aufgrund langjähriger Züch-
tung hohe Biomasse- und somit hohe Gaserträge je Flächeneinheit liefert. Da vor allem
Mais angebaut wird, ist eine Diversifizierung der Energiepflanzen beispielsweise zur Er-
höhung der Biodiversität oder Risikostreuung gefragt. Für die Biogaserzeugung eignen
sich auch andere Kulturpflanzen wie beispielsweise Sorghum. Durch großes vorhandenes
Züchtungspotential ist damit zu rechnen, dass in naher Zukunft immer mehr ertragsstar-
ke Sorghumsorten auf den Markt kommen, die sich Mais gegenüber als konkurrenzfähig
erweisen.
Dieses Fallbeispiel steht stellvertretend für einen neuen Verwertungspfad, der sich im
Vergleich zum Maisanbau und dessen Verwertung in der Biogasanlage noch kaum etab-
liert hat.
5.1.2
Rapsölkraftstoff aus dezentraler Ölgewinnung
Aus Rapssaat können sowohl in industriellen Ölmühlen als auch in dezentralen Klein-
anlagen Rapsöl und Rapsextraktionsschrot bzw. Rapspresskuchen produziert werden. Bei
Erzeugnissen aus zentralen Ölmühlen handelt es sich in der Regel um heißgepresste, mit
Lösungsmittel extrahierte und (voll-)raffinierte Pflanzenöle. Unter dem Begriff Raffina-
tion sind die Verfahrensschritte Entschleimung, Neutralisation, Bleichung und Desodo-
rierung zusammengefasst. Bei diesen Verfahren werden Lösungsmittel, Chemikalien und
Wasser aufgewendet und es fallen Abwasser und Abfallstoffe an. Dagegen werden in de-
zentralen Anlagen durch schonende Ölsaatenverarbeitung sogenannte kaltgepresste Pflan-
zenöle hergestellt, die meist keine Raffinationsschritte durchlaufen. Die Rapssaatqualität,
der Abpressvorgang und die Ölreinigung (Fest-Flüssig-Trennung) nehmen deshalb bei der
dezentralen Ölsaatenverarbeitung großen Einfluss auf die Ölqualität, die besonders bei der
Rapsölkraftstoffherstellung beachtet werden muss. Außerdem unterscheiden sich die bei-
den Verfahren in der Ölausbeute und damit auch im Restfettgehalt des Extraktionsschrots
beziehungsweise des Presskuchens (Remmele 2009).
Bei der Ölsaatenverarbeitung entsteht einerseits ein vielseitiges Pflanzenöl (ein Drittel
der Masse) und andererseits hochwertiges Eiweißfuttermittel (zwei Drittel der Masse).
Knapp drei Viertel der dezentralen Ölmühlen in Deutschland sind auf die Herstellung
von Rapsölkraftstoff spezialisiert. Die Speiseöl- und Futterölherstellung sowie auch die
Bereitstellung von Öl für die Umesterung sind ebenfalls Absatzwege, die die Ölmühlen-
betreiber nutzen. Der erzeugte Presskuchen wird zu fast 100 % in der Tierernährung ein-
gesetzt.
Das Fallbeispiel wird stellvertretend für ein Verfahren betrachtet, das sich bereits eta-
bliert hat.
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