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hat vielfältige gesellschaftliche wie ökonomische Ursachen. Darüber hinaus ist der viel-
diskutierte Strukturwandel beispielsweise in Bayern gegenwärtig geringer als noch in den
1990er Jahren oder in den ersten Jahren dieses Jahrzehnts (Bayerisches Staatsministerium
für Landwirtschaft und Forsten 2008, S. 31).
Landwirtschaft zur Energiegewinnung wird also unter den Aspekten der Kulturland-
schaft in der gesellschaftlichen Debatte zum Thema gemacht: Diskutiert wird vor allem
darüber, inwieweit etwaige nicht traditionelle Kulturpflanzen oder eine Monotonisierung
durch wenige, spezielle Kulturpflanzen das gewohnte Landschaftsbild stören können. In
diesem Zusammenhang ist jedoch auch zu bedenken, dass Energie aus Biomasse ebenso
zum Erhalt und zur Pflege der Kulturlandschaft beitragen kann, da sie zahlreichen Bauern
ihr ökonomisches Auskommen sichert.
Aus einer strikt normativen Perspektive ist erneut festzuhalten, dass sich aus derartigen
Argumenten nur bedingt eine ethische Verpflichtung ableiten lässt. Historisch-kulturell
argumentiert werden Pflanzen, die als „nicht heimisch“ empfunden werden, oftmals als
störend für das traditionelle Landschaftsbild kritisiert. Ästhetisch argumentiert wird über
den vagen Begriff der Schönheit einer bestimmten Pflanze gestritten. Hierbei zeigt sich die
Relativität derartiger Anschauungen: Welche Pflanze, welche Landwirtschaftsform und
welche Ästhetik als typisch für eine Region empfunden wird, ist immer schon steter Ver-
änderung unterworfen gewesen.
Im Sinne einer guten Beziehung zum Umfeld ist der Landwirt jedoch gut damit beraten,
um die kulturellen und ästhetischen Besonderheiten der regionalen Kulturlandschaft zu
wissen und - wenn möglich - zu berücksichtigen.
4.3.4
Der Wert der Natürlichkeit und die „Bewahrung der Schöpfung“
Die Unterteilung in „natürlich“ und „künstlich“ ist eine grundlegende Unterscheidung, die
uns maßgeblich dabei hilft, die Welt und ihre Dinge zu ordnen. Idealtypisch wird unter
dem Natürlichen dabei jenes verstanden, was vor und unabhängig vom Menschen existiert
und unabhängig vom Menschen eine bestimmte Beschaffenheit aufweist; das Künstliche
hingegen ist das, was nur durch den Menschen da ist oder nur durch den Menschen eine
bestimmte Beschaffenheit hat (Birnbacher 2006, S. 1).
In zahlreichen Debatten - von Diskussionen über medizinische Verfahren bis hin zu
Diskussionen über landwirtschaftliche Praxis - begegnet uns dabei eine eindeutige Ge-
wichtung: Das Natürliche wird dem Künstlichen, das Gewachsene dem Gemachten vor-
gezogen. Natürlichkeit erscheint als Wert an sich und genießt - wie man in verschiede-
nen Argumentationen immer wieder bemerken kann - eine hohe Wertschätzung. Gemäß
dem Slogan „ Nature knows best “ steht die Natur für das Optimale, das Ursprüngliche, das
Wahre. Künstliche Eingriffe in dieses Natürliche werden als deformierend und entstellend
wahrgenommen, ja teilweise sogar als Zeichen menschlicher Hybris.
Ein in diesem Kontext oft - wenn auch durchaus unterschiedlich - verwendetes Schlag-
wort spricht von der „Bewahrung der Schöpfung“. Nimmt man den religiösen Sinn dieses
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