Environmental Engineering Reference
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tung der natürlichen Lebensgrundlage für nachfolgende Generationen von zentraler Be-
deutung.
Vergleicht man Energie aus Biomasse mit fossilen Energieträgern, wird ihr in der Re-
gel hinsichtlich der Interessenslage zukünftiger Generationen ein positives Zeugnis aus-
gestellt: Massive Umweltschäden bei der Förderung fossiler Energieträger (wie im Golf
von Mexiko im Sommer 2010) oder Unfälle bei der Herstellung atomarer Energie (wie
in Fukushima, Japan, im März 2011) lassen den gesellschaftlichen Ruf nach neuen, „um-
weltfreundlicheren“ Energietechnologien gerade mit Blick auf zukünftige Generationen
wieder erstarken. Hierbei kommt in der öffentlichen Debatte vor allem dem Schutz des
Klimas eine Schlüsselrolle zu (vgl. Kap. 4.1): Energie aus Biomasse, so die Befürworter, ist
aufgrund des CO 2 -Einsparungspotentials klimaschonender als fossile Energien. Kritiker
argumentieren hingegen, dass Bioenergie, rechnet man Dünge- und Pflanzenschutzmittel,
wie sie in der konventionellen Produktion eingesetzt werden, sowie generell Bewirtschaf-
tung, Verarbeitung, Transport und Schaffung zusätzlicher landwirtschaftlicher Flächen in
die Bilanz mit ein, keineswegs CO 2 -neutral sein müssen (Levidow und Paul 2008; Schmitz
und Henke 2009).
Der Konflikt um eine adäquate Berechnung der Klimabilanzen dauert an. Ein bedeu-
tendes Fazit steht allerdings bereits fest: Generalisierende Debatten über die Klimabilanz -
bzw. die Umweltverträglichkeit allgemein - von Energie aus Biomasse sind nicht sinnvoll,
da ihre Gewinnung und Verwertung standort-, struktur-, anbau- und nutzungsspezifisch
ist. Gerade mit Blick auf die globale Ebene zeigen sich erhebliche Differenzen in den Um-
weltbelastungen durch Energiegewinnung aus Biomasse. So erfüllen etwa deutsche For-
men dieser Energieproduktion im internationalen Vergleich strenge Auflagen und weisen
einen hohen technischen Innovationsgrad auf.
Es ist davon auszugehen, dass zukünftige Generationen nicht nur ein Interesse an einer
intakten Natur aufweisen, sondern darüber hinaus auch ihre Bedürfnisse durch Rohstoff-
und Ressourcennutzung befriedigen wollen. Auch in diesem Punkt wird Energie aus Bio-
masse in der Regel fossilen Energien vorgezogen: Energie aus Nachwachsenden Rohstof-
fen ist potentiell unendlich verfügbar. Indem die Gegenwart ihr Energiebedürfnis stärker
durch erneuerbare Energien stillt, stehen die sich erschöpfenden fossilen Energieträger
damit auch noch nachfolgenden Generationen - gerade auch für nicht-energetische Zwe-
cke - zur Verfügung.
Aus ethischer Perspektive kann also notiert werden, dass mit Blick auf zukünftige Gene-
rationen die Entwicklung von Energiesystemen aus Nachwachsenden Rohstoffen sinnvoll
ist. Es ist davon auszugehen, dass auch zukünftige Generationen einen hohen Energie- und
Ressourcenbedarf aufweisen werden und auf Güter der Natur wie Boden, Wasser, Luft,
Klima und Biodiversität angewiesen sein bzw. diese als Bestandteile eines guten Lebens
schätzen werden. Immer vorausgesetzt, dass es bei der Energiegewinnung aus Biomasse zu
keinen schwerwiegenden ökologischen Schäden (wie der Abholzung von Regenwäldern)
kommt, besitzen technologische Innovationen auf dem Sektor der Energie aus Biomasse
hierbei das Potential, diese Interessen nachfolgender Generationen zu berücksichtigen.
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