Environmental Engineering Reference
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Aufgrund der zentralen Bedeutsamkeit dieser kulturell-historischen Konzepte und Bil-
der für die gesellschaftliche Debatte um Bioenergie werden prägende kulturelle Wertvor-
stellungen unter Kap. 4.3 eigens behandelt werden.
Hinsichtlich des Prinzips der Gerechtigkeit ist schließlich das Interesse zu identifizie-
ren, unter den gleichen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen so konkur-
renzfähig produzieren und wirtschaften zu können wie andere Regionen.
Steuerzahler Steuerzahler haben das Interesse einer effizienten, als sinnvoll empfunde-
nen Verteilung der Steuergelder. Energie aus Biomasse ist gegenwärtig ohne staatliche Sub-
ventionen nicht ökonomisch konkurrenzfähig (International Assessment of Agricultural
Knowledge, Science and Technology for Development 2009, S. 107). Es ist zu bezweifeln,
dass sich dies in naher Zukunft ändern wird. Hierbei darf jedoch nicht vergessen werden,
dass auch zum Teil fossile Energieträger und andere erneuerbare Energien via Subventio-
nen und politischen Ordnungsmaßnahmen staatlich gefördert werden.
Aus der Perspektive des Steuerzahlers sind Subventionen prinzipiell kritisch zu disku-
tieren. Die Leitfrage lautet: Könnte man die eingesetzten Steuergelder anderswo effizienter
investieren? Diese Frage entzieht sich einer klaren, ein für allemal feststehenden Antwort,
vielmehr bedarf sie eines steten gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses, in dem ver-
schiedene Stimmen und Interessen gehört und abgewogen werden müssen.
Grundsätzlich gilt: Zwischen Energieformen, welche dieselben oder ähnliche Vorteile
generieren, ist dabei jene Option zu wählen, die nicht auf staatliche Subventionen ange-
wiesen ist. Derart „frei gewordene“ Gelder können nämlich gegebenenfalls - ethischen
Kriterien folgend - an anderer Stelle „sinnvoller“ verwendet werden.
Im Bezug auf Energie aus Biomasse hält die vorliegende Studie fest: Eine staatliche
Förderung einer Energieform, die eine Alternative zu den endlichen Ressourcen bietet
und nachhaltig im Sinne eines umweltschonenden Umgangs gewonnen werden kann, er-
scheint aus ethischer Perspektive sinnvoll. Hierbei gilt es auch etwaige indirekte Kosten
zu berücksichtigen: Eine Subvention von Energie aus Biomasse, die unter Optimalbedin-
gungen eine bessere Klimabilanz als fossile Energieträger aufweist, verursacht langfristig
möglicherweise weniger Kosten als der Klimawandel.
Mitmenschen (international) In Bezug auf die Mitmenschen auf internationaler Ebene
lassen sich hauptsächlich zwei moralisch legitimierte Interessen nennen: 1) Erstens könnte
der Anbau von Biomasse für Energiezwecke - im Einzelnen schwer vorhersehbare -
Folgen für die internationale Nahrungsmittelversorgung haben. Dieses Interesse wurde
bereits dargelegt. 2) Zweitens könnte der Anbau von Biomasse für Energiegewinnung
- schwer vorhersehbare - Folgen für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlage in
anderen Regionen haben. So wäre es etwa möglich, dass der durch Bioenergie bedingte
Flächenverlust für den Nahrungsmittel- und Futtermittelanbau in Deutschland durch
Abholzung von Regenwäldern in anderen Ländern kompensiert wird. Diese Umwand-
lung von zuvor ungenutzten Flächen in Ackerland, um den steigenden Bioenergie- und
dadurch steigenden Nahrungsbedarf decken zu können, wird unter dem Begriff der indi-
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