Environmental Engineering Reference
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Menschen der Region Der Anbau von Biomasse zu Energiezwecken betrifft in seinen
Auswirkungen auch das regionale Umfeld. Unter dem Prinzip des Wohlergehens lassen
sich drei Interessen der Region ausmachen (insofern das regionale Umfeld auch als Nah-
rungsmittelkonsument auftritt, ist es bereits an gegebener Stelle berücksichtigt worden):
1. Erstens besteht das Interesse an der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlage. Dies
verweist auf die naturethische Behandlung des Themas (vgl. Kap. 4.1), da dieses Inter-
esse in den oben genannten Aspekten des Boden-, Wasser-, Luft-, Klima- und Biodiver-
sitätsschutzes mitberücksichtigt ist.
2. Zweitens hat das Umfeld Interesse an einem wirtschaftlichen Wohlergehen der Region.
Der Anbau von Biomasse zu Energiezwecken kommt diesem Interesse grundsätzlich
entgegen, da er Arbeitsplätze in der landwirtschaftlichen Produktion und der Verwer-
tungsindustrie sowie zugeordneten Wirtschaftszweigen sichert bzw. sogar schafft. Als
besonders positiv ist es hierbei zu bewerten, wenn ein Großteil der gesamten Wert-
schöpfungskette in der Region bleibt.
3. Drittens hat das regionale Umfeld Interesse daran, keine maßgebliche Verminderung
der Lebensqualität zu erleiden, etwa durch Lärm, Geruch, als unpassend empfundene
Architektur, Schädigung des kulturell geprägten und vertrauten Landschaftsbildes usw.
Dieses Interesse könnte sowohl durch den Anbau als auch die Verwertung von Bio-
masse zu Energiezwecken in negativer (nicht heimische oder nur wenige Pflanzenarten,
evtl. entstehende Gerüche z.  B. durch Gülle oder Gärreste, Anlagenbau usw.) wie in
positiver Weise (z.  B. Ästhetik von Feldern, prinzipielle Pflege der Kulturlandschaft)
betroffen sein.
Sind Fragen der Geruchs- oder Lärmbelästigungen weitgehend rechtlich geregelt, ist die
Ebene der ästhetischen Argumente hingegen nur bedingt juristisch verhandelbar und
insofern oftmals Auslöser für Kontroversen vor Ort. Darüber, inwieweit sich eine Bio-
gasanlage weniger befriedigend in ein Landschaftsbild einfügt als beispielsweise ein Ein-
familienhaus, eine Tankstelle oder ein Industriekomplex, und inwieweit eine Pflanze äs-
thetisch ansprechender für das Auge des Spaziergängers ist als eine andere, lässt sich treff-
lich streiten. Gerade beim Anbau von Energiepflanzen, die nicht als traditionell heimisch
empfunden werden, äußert das regionale Umfeld oftmals Bedenken hinsichtlich einer
Beeinträchtigung der Kulturlandschaft. Auch eine starke Konzentration auf nur eine oder
wenige Pflanzenarten, wie im Begriff der sogenannten „Vermaisung“ der Kulturlandschaft
beschrieben, wird vielfach kritisch gesehen. Etablierten Getreidearten wird hingegen oft-
mals ein für die Landschaft identitätsstiftender Charakter zugesprochen. In diesem Sinne
kann der Anbau von Pflanzen für energetische Zwecke vom regionalen Umfeld durchaus
auch als „Erhalt einer standorttypischen Kulturlandschaft“ (Kröber 2005, S. 43) empfun-
den werden.
Gerade hinsichtlich des Interesses der Region, keine Verminderung der Lebensqualität
zu erleiden, kann landwirtschaftlicher Energiegewinnung dabei ein prinzipieller Akzep-
tanz-Bonus im Vergleich mit anderen Energietechnologien zugesprochen werden: Auch
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