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jene zwischen Mensch und Umwelt zum Thema gemacht werden: Der anthropogen ver-
ursachte Klimawandel bedroht nicht nur das menschliche Leben, sondern auch Fauna und
Flora. Auch hier ist eine Ungleichheit zwischen Verursachern und Leidtragenden zu iden-
tifizieren.
Die Konsequenzen des Klimawandels sind demnach sowohl für gegenwärtig wie zu-
künftig lebende Menschen als auch für Flora und Fauna spürbar. Bereits vorhandene
Folgen umfassen beispielsweise das Tauen der Permafrostgebiete, das Abschmelzen der
Gebirgsgletscher, das Steigen der Meeresspiegel, die Überflutung dicht besiedelter Küsten-
gebiete, Überschwemmungen, die Verlagerung wichtiger Anbauzonen, die Umverteilung
der Niederschlags- und Trockenzonen der Erde sowie der landwirtschaftlich nutzbaren
Flächen, verstärkte Küstenerosionen, mehr extreme Wetterereignisse usw. (Heinrich und
Hergt 2002, S.  259; Intergovernmental Panel on Climate Change 2013). Das Konflikt-
potential, welches diesen Konsequenzen des Klimawandels innewohnt, ist dabei allenfalls
zu erahnen.
Wie schon bei der Diskussion über die Güter Boden, Wasser und Luft, so ist auch hier
aus moralphilosophischer Perspektive der Schluss zu ziehen, dass unter Berücksichtigung
der Interessen von gegenwärtig und zukünftig lebenden Menschen wie auch von nicht-
menschlichem Leben Klimaschutz ethisch geboten ist.
Biodiversität Der Begriff der Biodiversität (aus dem Lateinischen „ bios “: das Leben;
diversitas “: Verschiedenheit) fand in Reaktion auf die ökologische Krise - die vor allem
ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und spätestens ab dem Bericht des Clubs of
Rome „ The Limits to Growth “ (Meadows et al. 1972) aus dem Jahr 1972 thematisiert wurde
- seinen Weg in den öffentlichen Diskurs. Als empirische Daten von einem teilweise dra-
matischen Rückgang der Verschiedenartigkeit in der Natur sprachen, setzte eine Reflexion
über die biologische Vielfalt ein: „Das Wort ‚biodiversity' ist von namhaften Biologen und
Ökologen gewissermaßen erfunden worden, um den globalen Verlust von biotischer Viel-
falt einer breiteren Öffentlichkeit zum Bewusstsein zu bringen.“ (Ott 2002, S.  12). Der
Begriff ist damit seit seiner Einführung immer schon präskriptiv durchwirkt, d. h.: Spricht
man von biologischer Vielfalt, schwingt in der Regel die Überzeugung mit, dass diese Viel-
falt ein schützenswertes Gut ist.
Veränderungen in der Natur hinsichtlich ihrer Vielfalt fanden immer statt - auch be-
reits lange bevor der Mensch die Erde besiedelte. Gegenwärtig jedoch ist ein Verlust der
Artenvielfalt zu diagnostizieren, der erstens schneller vor sich geht als frühere ähnliche
Prozesse in der Geschichte des Lebens und der zweitens auf menschliche Aktivitäten zu-
rückzuführen ist (Convention on Biological Diversity 2000).
Analog zur Debatte um den Klimawandel ist mit dem Verlust der biologischen Vielfalt
also nicht die natürliche Reduzierung der Arten und die Verringerung von genetischer
Information gemeint, wie sie immer schon Merkmal eines jeden evolutionären Prozesses
waren. Vielmehr steht der Verlust der Biodiversität durch die massiven Eingriffe des Men-
schen in seine Umwelt zur Debatte.
Aus umweltethischer Sicht stehen für eine Begründung des Schutzes der Reichhaltig-
keit der Natur anthropozentrische und nicht-anthropozentrische Denkpfade offen: Die
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