Environmental Engineering Reference
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Energie aus Biomasse - eine ethische
Analyse
4.1
Umweltethische Dimension
Vorweg ist festzuhalten, dass jede gegenwärtig realisierte Art der anthropogenen Ener-
gieversorgung ihren ökologischen Preis aufweist: „Umweltfreundlich ist keine, nur Art
und Grad der Umweltbelastung sind unterschiedlich.“ (Lexikon der Bioethik Band 2 1998,
S. 591). Die „klassischen“ fossilen Energieträger wie Erdöl, Erdgas oder Kohle kamen da-
bei in den letzten Jahren und Jahrzehnten mehr und mehr in die Kritik: Missbilligt wurde
beispielsweise nicht nur die Belastung der Atmosphäre durch Kohlendioxid, sondern auch
massive Umweltschäden bei der Förderung dieser Energiequellen (z. B. die Ölpest im Golf
von Mexiko im Sommer 2010). Angesichts des Reaktorunglücks von Fukushima im März
2011 traten auch die Risiken der Kernenergie erneut ins Bewusstsein breiter Gesellschafts-
schichten.
Die Suche nach „neuen“ Energietechnologien - wie die technischen Innovationen im
Bereich der Energie aus Biomasse in jüngster Vergangenheit - ist aus dieser Perspektive
also nicht zuletzt als eine gesellschaftlich vorangetriebene Suche nach umweltfreundliche-
ren und sichereren Energieoptionen zu verstehen.
Um im Weiteren die Intensität der Umweltbelastung von Bioenergietechnologien und
damit eine verantwortungsvolle Praxis gegenüber nichtmenschlicher Umwelt zu diskutie-
ren, ist es unerlässlich, den schwer fassbaren Begriff der „Umwelt“ oder „Natur“ in einem
ersten Schritt zu operationalisieren.
Im Rückgriff auf das bereits genannte Ethische Delphi (Dürnberger et  al. 2009) und
auf bestehende Nachhaltigkeitsmodelle identifiziert das vorliegende Buch sechs für den
Anbau und die Verarbeitung von Energiepflanzen zu diskutierende Teilbereiche:
• Boden
• Wasser
• Luft
 
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