Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
Tab. 3.1 Schema der „ Ethical Matrix “ nach Mepham et al. (2006)
Respekt vor
Betroffene
Wohlergehen
Autonomie
Gerechtigkeit
n. n.
Interesse
Interesse
Interesse
Ein besonders im englischsprachigen Raum weit verbreitetes „ ethical tool “ ist die von
dem Bioethiker Ben Mepham entwickelte „ Ethical Matrix “ (Mepham et al. 2006). Die Kon-
zeption dieser Matrix berücksichtigt (1) von der zu diskutierenden Handlung Betroffene
und (2) ein möglichst breites Spektrum an ethischen Erwägungen.
1. Um sicherzustellen, dass die Interessen und Perspektiven der betroffenen Gruppen und
Individuen berücksichtigt werden, inkludiert die Ethische Matrix eine Bandbreite an
zu identifizierenden relevanten Betroffenen. Um die Komplexität der Diskussion auf
ein adäquates Maß zu bringen, darf ihre Anzahl jedoch zugleich nicht unüberschaubar
werden.
2. Aufbauend auf dem principlism Beauchamps und Childress' (vgl. Kap.  2.3.3) weist
die Matrix nach Mepham drei Prinzipien auf, welche ein möglichst breites Spektrum
an ethischen Theorien abdecken und zugleich für die Alltagsmoralüberzeugungen
anschlussfähig sind: Die Achtung des Wohlergehens, die Achtung der Autonomie und
die Achtung der Gerechtigkeit (Mepham et al. 2006, S. 5).
Unter der Berücksichtigung dieser drei Prinzipien muss die zu diskutierende Handlung
hinsichtlich ihrer negativen wie auch positiven Konsequenzen für die zuvor identifizierten
Betroffenen evaluiert werden. Durch die Zusammenführung der identifizierten Betroffe-
nen und der ethischen Prinzipien ergibt sich das Schema der Matrix (Tab.  3.1 ). In ihren
Schnittstellen werden die aus einer moralphilosophischen Perspektive zu diskutierenden
Interessen der Betroffenen eingetragen. Die Form einer Tabelle erlaubt dabei eine über-
sichtliche Visualisierung der Debatte, kann jedoch nicht die Lektüre des erläuternden Tex-
tes ersetzen.
Durch die Vergabe von Punkten können in einem weiteren Schritt die Folgen gewichtet
und kenntlich gemacht werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass sich derart zugeteil-
te Punkte nicht notwendigerweise in der Gesamtbeurteilung ausgleichen, so kann eine
Handlung in nahezu allen Diskussionspunkten positiv eingeschätzt werden und dennoch
am Ende aus moralischen Gründen abzulehnen sein, weil ein zentrales Prinzip verletzt
wird (Mepham et al. 2006, S. 13 f.).
Es ist festzuhalten, dass ethische Konflikte in der Regel durch konfligierende Güter und
Prinzipien geprägt sind, d. h. die zu beurteilende Handlung wird je nach betroffener Grup-
pe positive und negative Auswirkungen mit sich bringen und im Lichte eines Moralprin-
zips gerechtfertigt sein, in Bezug auf ein anderes Prinzip als unzulässig gelten.
In solch einem Fall ist der Konflikt durch eine Güterabwägung aufzulösen: Die zu er-
wartenden Schäden werden dem zu erwartenden Nutzen gegenübergestellt und - mit
 
Search WWH ::




Custom Search