Environmental Engineering Reference
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Das ethische Diskussionsmodell
Das ethische Diskussionsmodell des vorliegenden Buches soll für Konflikte des Themen-
feldes „Energie aus Biomasse“ sensibilisieren, sie strukturierend analysieren, die einfluss-
reichen Intuitionen kritisch prüfen und auf diesem Wege zu einer Versachlichung der
Diskussion beitragen. Das erarbeitete Schema soll dabei keine abschließende ethische
Beurteilung einzelner Bioenergietechnologien leisten, sondern versteht sich vielmehr als
Förderinstrument für eine eigenständige, fundierte Diskussion.
Mit dem Modell verbinden sich zwei Erwartungen: Zum einen die Hoffnung, dass es
den Leser in seiner Urteilsbildung über das so komplexe Thema unterstützt. Zum anderen
die Hoffnung, dass es das Vertrauen des Bürgers dahingehend wiederherstellen kann, dass
die Debatte um Energie aus Biomasse sorgfältiger und ehrlicher geführt wird, als ihm dies
zuweilen erscheinen mag.
Die Konzeption des Modells greift wesentlich auf die Ergebnisse eines Ethischen Del-
phis zurück (Dürnberger et al. 2009). Wie in der Einleitung dargelegt, wurde als Bezugs-
rahmen Energiegewinnung aus Biomasse in Deutschland und insbesondere Bayern ge-
wählt.
Energiegewinnung aus Biomasse ist als landwirtschaftliche Praxis zuallererst hinsicht-
lich zweier Verantwortungsbereiche moralphilosophisch zu diskutieren: Hinsichtlich
ihrer Auswirkungen auf die nichtmenschliche Umwelt wie auch hinsichtlich ihrer Kon-
sequenzen für die Mitmenschen. Gerade in der Debatte um Energie aus Biomasse zeigt
sich jedoch, dass neben diesen ethischen Erwägungen darüber hinaus kulturell-historische
Wertvorstellungen und Anschauungen in der gesellschaftlichen Bewertung und Diskussi-
on eine zentrale Rolle spielen.
Entsprechend wird das vorliegende ethische Diskussionsmodell drei Schritte aufweisen:
In einem ersten Punkt wird der Energiepflanzenanbau und die Verwertung seiner Pro-
dukte umweltethisch diskutiert, in einem zweiten Punkt wird Energie aus Biomasse hin-
sichtlich seiner sozialethischen Bedeutung erörtert, bevor in einem dritten Schritt zentrale,
die Debatte prägende kulturelle Wertvorstellungen identifiziert und auf ihren ethischen
Gehalt geprüft werden sollen.
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