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deontologische und der konsequentialistische - eine Rolle und können kaum auf nur eine
Sichtweise reduziert werden. Heutige Vertreter dieser Richtungen müssen daher erhebli-
che Anpassungen vornehmen. Die meisten Ethiker vertreten aus diesem Grund Misch-
formen, die deontologische mit konsequentialistischen Elementen verbinden. Den Kon-
sequenzen einer Handlung wird dabei in der Regel ein erhebliches Gewicht zugestanden,
allerdings spielen dabei auch deontologische Momente, wie etwa die unbedingte Pflicht,
Menschenwürde oder aber auch Gerechtigkeitsgesichtspunkte zu berücksichtigen, eine
wichtige Rolle.
Tugendethische Ansätze Im Gegensatz zu deontologischen und konsequentialistischen
Ansätzen, die einen „un-persönlichen“, überindividuellen Standpunkt einnehmen, zielt die
Tugendethik auf den einzelnen Menschen ab: Es geht ihr darum, dem Handelnden bei
seiner Aufgabe, ein gutes Leben zu führen, Orientierung zu geben. Im Fokus steht nicht
die Handlung, sondern die Frage, wie der Mensch sein muss, um ein gutes und glückliches
Leben führen zu können. Der Zentralbegriff ist dabei die Tugend: Der Mensch trifft dann
ethisch korrekte Entscheidungen, wenn er einen tugendhaften Charakter und die richtigen
Haltungen aufweist. Maßstab für richtiges Handeln ist in der tugendethischen Sichtweise
demnach das Ideal des tugendhaften Menschen. Dies Ideal hängt dabei von den jeweils
vorherrschenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab.
2.3.3
Ethische Prinzipien
Die Ethiker Tom Beauchamp und James Childress haben in ihrem 1979 erstmals erschie-
nenen Buch „ Principles of Biomedical Ethics “ (2001) mit einem kohärentistischen Ansatz
einen Meilenstein in der Medizin- und Bioethik geschaffen. Ursprünglich für die Medizi-
nethik entwickelt, wo er sich innerhalb kürzester Zeit auch als neuer Standard etablierte,
hat der sogenannte principlism inzwischen auch in viele andere Bereiche der angewandten
Ethik gewirkt. Beauchamp und Childress gehen von vier Prinzipien aus, die auf einer mitt-
leren Abstraktionsebene angesiedelt sind. Sie sind also nicht so allgemein und abstrakt wie
Theorien, aber auch nicht so konkret wie fallbezogene Intuitionen. Alle vier Prinzipien
finden sich sowohl in der Alltagsmoral als auch in allen ethischen Theorien.
Alle (medizinischen) Handlungen und Tätigkeiten müssen, so ihre These, diesen vier
Prinzipien genügen. Natürlich müssen diese Prinzipien für den jeweiligen Fall spezifiziert
werden, d. h. es muss herausgefunden werden, was die Prinzipien konkret für einen Fall
bedeuten.
Bei den vier ethischen Prinzipien handelt es sich um: Autonomie ( autonomy ), Nicht-
schaden ( nonmaleficence ), Wohltätigkeit ( beneficence ) und Gerechtigkeit ( justice ). Die bei-
den mittleren entsprechen dabei dem konsequentialistischen, das erste und das vierte dem
deontologischen Theorieansatz. Ergänzen könnte man die vier Prinzipien um das Men-
schenwürdeprinzip, das insbesondere in der deutschen Debatte aufgrund der Verankerung
im Grundgesetz eine maßgebliche Rolle spielt. Da es dem Autonomieprinzip nahe steht,
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