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Vertrauen - nicht erodiert. Moral ist für alle gut: „Das beste mögliche Leben für jeden ist
nur dadurch möglich, dass jeder den Regeln der Moral gehorcht […]“ (Baier 1974, S. 292).
Es gibt jedoch Situationen, in denen die etablierte Moral versagt. Dies kann etwa dann
der Fall sein, wenn ein Widerspruch der Gefühlsregungen auftritt, wenn Probleme auf-
grund ihrer Komplexität unübersichtlich sind, wenn traditionelle Orientierungen verloren
gehen (z. B. Verlust der Autorität der Kirchen) oder wenn neue (technische) Handlungsop-
tionen entstehen, die neue Fragen aufwerfen (z. B. Gentechnik). Die Moral kann dann auf
die Frage, wie zu handeln ist, keine oder zumindest keine eindeutige, unstrittige Antwort
mehr geben - eine Verunsicherung darüber, was gut und richtig ist, ist die Folge.
Wenn Moral versagt und dadurch selbst zum Problem wird, wird es notwendig, über
Moral nachzudenken, um nach neuen Antworten zu suchen und Auswegen aus ihren
Sackgassen zu finden. Diese Aufgabe bzw. der damit in Verbindung stehende Aufgaben-
komplex fällt der Ethik zu.
Ethik Unter Ethik versteht man in der Philosophie die Reflexion der Moral. Gegenüber
der Moral operiert Ethik also auf einer Metaebene; allerdings kann es im konkreten Fall
schwierig sein, die Ebenen zu unterscheiden, da sie ineinander übergehen.
Ebenso wie die Moral hat die Ethik den Zweck, Antworten auf die Frage „Was sollen wir
tun (um gut und richtig zu handeln)?“ zu geben. Während die Moral diese Antworten aber
einfach bereitstellt bzw. immer schon gegeben hat, geht es in der Ethik darum, diese Ant-
worten zu hinterfragen, eventuell neue, bessere zu finden und - dies ist wesentlich - diese
zu begründen. Um dies zu leisten, entwickelt die Ethik Theorien und geht methodisch vor.
Die Ethik bzw. die Moralphilosophie ist daher eine zur Philosophie zählende wissenschaft-
liche Disziplin, die sich mit dem moralisch richtigen Handeln beschäftigt. Dabei ist sie an
den methodischen Idealen der Rationalität, Nachvollziehbarkeit, Kohärenz und Systema-
tizität orientiert.
Die Ethik hat mehrere Subdisziplinen:
Die deskriptive Ethik strebt nach einer Beschreibung von moralischen Phänomenen,
etwa von Werteüberzeugungen einer bestimmten Gesellschaft, einer bestimmten gesell-
schaftlichen Klasse, einer bestimmten Epoche usw. Sie stellt weder normative Behauptun-
gen noch hält sie sich mit Begründungsfragen auf. Allerdings ist sie die Grundlage jeder
Reflexion der Moral, d. h. der Ethik im strengen Sinne. Gerade gesellschaftliche, moralisch
konnotierte Kontroversen bedürfen einer erschöpfenden Beschreibung, bevor Urteile er-
arbeitet und geprüft werden können.
Die Metaethik ist demgegenüber eine philosophische Disziplin, die Aussagen über die
Verwendung, Bedeutung und Struktur ethischer - und damit auch moralischer - Sprache
und Argumentation macht. Auch hier werden keine normativen Behauptungen aufgestellt,
allerdings auch keine faktischen Normensysteme beschrieben. Ihre Hauptaufgabe besteht
vielmehr darin, den Status ethischer Aussagen zu klären.
Die allgemeine normative Ethik bzw. kurz einfach Ethik ist, wie eingangs beschrieben,
die Wissenschaft von der Moral bzw. vom moralisch richtigen Handeln. Im Unterschied
zur deskriptiven Ethik, die sich mit der Beschreibung von Moralsystemen begnügt, macht
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