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schwer zu fassenden Aspekte diskutiert werden, die sich in der Debatte als undifferenzierte
„Bauchgefühle“ und Intuitionen, als Tradition, Kultur, „Immer-schon-so-gewesen“ usw.
bemerkbar machen. Diese Aspekte spielen in der Debatte eine große Rolle, werden je-
doch selten explizit zum Thema gemacht. Dies liegt zum großen Teil auch daran, dass sie
selten ernst genommen werden und stattdessen als der rationalen Kontrolle entzogene,
emotionsbeladene Intuitionen abgetan werden, die die sachliche Auseinandersetzung nur
stören und über die zu reden sich nicht lohnt.
Dieser Umgang mit den „Bauchgefühlen“ ist jedoch in dreifacher Weise kontraproduk-
tiv: Erstens verhindert er eine adäquate Artikulation, weswegen „die Bauchgefühle“ die
sachliche Debatte weiterhin durch undifferenzierte Unmutsäußerungen und unscharfe
emotionale Vorbehalte behindern. Sie bemächtigen sich des Chancen-Risiken-Diskurses
als einzig mögliche Form der Äußerung und machen eine sachliche Auseinandersetzung
mit diesen Fragen unmöglich. Zweitens verhindert diese Umgangsweise eine konstruktive
Auseinandersetzung mit diesen Vorbehalten und ihren möglicherweise doch berechtigten
Anliegen. Und drittens kann diese Form des Umgangs zu Verletzungen und Frustration
führen, die sich im Rückzug aus der Diskussion und letztlich in einer prinzipiell ablehnen-
den Haltung gegenüber allen Neuerungen verfestigen kann.
Indem die Studie neben den umweltethischen und sozialethischen Aspekten ganz we-
sentlich auch die kulturell-emotionale Dimension behandelt, möchte sie der kontrapro-
duktiven Reduktion der Auseinandersetzung auf Fragen der Chancen und Risiken entge-
genwirken und so zur Ermöglichung eines sachlicheren, für alle Fragen und Stimmen offe-
neren Dialogs beitragen, der allein eine angemessene und alle Parteien zufriedenstellende
Behandlung dieses Themas gewährleisten kann.
Versachlichung der Debatte Die skizzierte Unübersichtlichkeit der Thematik wird noch
verstärkt durch das Misstrauen, das sich die Parteien in der Auseinandersetzung gegensei-
tig entgegenbringen. Deutlich zeigt sich dies an der Praxis von Gutachten und Gegengut-
achten, welche nicht dazu beiträgt, Vertrauen herzustellen. Im Gegenteil, sie vergrößert
das Misstrauen und verstärkt die Ratlosigkeit des Bürgers: Welche Darstellung ist vertrau-
enswürdig? Welche Partei ist glaubwürdig? Charakteristisch für eine derartige Atmosphäre
des Misstrauens ist ein hoher Anteil an Emotionalität in der Diskussion.
Zentrales Anliegen des Buches ist es daher, einen Beitrag zur Versachlichung der hoch-
emotionalen Debatte zu leisten, über eventuelle Missverständnisse und Fehlinformationen
aufzuklären und so insgesamt zum Abbau von Misstrauen und zum Aufbau einer frucht-
baren Kultur des Dialogs beizutragen.
Orientierung stiften Durch die dargelegte Herangehensweise soll schließlich Orientie-
rung für die Akteure - für den Landwirt ebenso wie für den Bürger oder Politiker - in
einem hochkomplexen Feld gestiftet werden.
Das Buch bietet eine vorbehaltslose ethische Analyse und Diskussion der einzelnen
Punkte und macht auf kritische und schwierige Zusammenhänge aufmerksam. Zentrale
ethische Prinzipien werden im konkreten Kontext der Debatte verständlich ausgearbeitet.
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