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mung der Landwirtschaft wurden kulturelle Dimensionen genannt und kritisch diskutiert,
die jede Debatte über Landwirtschaft (und nicht nur jene über Energie aus Biomasse) be-
rühren und prägen. Hinsichtlich dieser Diskurse, die die generelle Rolle und das (Fremd-/
Selbst-)Bild der Landwirtschaft zum Thema haben, lassen sich demnach keine signifikan-
ten Unterschiede zwischen den drei Fallbeispielen ausmachen.
Anders stellt sich die Situation bezüglich des Symbolgehalts von Kulturpflanzen dar:
Während Raps und Sorghum im deutschen und insbesondere im bayerischen Kontext nur
bedingt mit Nahrung assoziiert werden und damit auch kaum eine symbolische Aufladung
aufweisen, ist Weizen als kulturell verankertem Grundnahrungsmittel ein hoher symboli-
scher Wert zuzusprechen. Dies bestätigt sich in den Debatten, die unter dem Schlagwort
„Weizen verheizen“ seit einiger Zeit emotional geführt werden. Die energetische Verwer-
tung von Weizen zu Ethanol wird hingegen weit weniger prominent verhandelt. Dies mag
- wie bereits thematisiert - an der fehlenden Anschaulichkeit liegen: „Weizen verheizen“
lässt - im Gegensatz zum Verwertungspfad der Herstellung von Bioethanol - ein ein-
drückliches Bild im Kopf entstehen.
Hinsichtlich der Landschaft als Kulturgut weist Weizen den Bonus auf, als eine als hei-
misch empfundene, etablierte Kulturpflanze auf höhere Akzeptanz zu treffen als beispiels-
weise das als nicht „typisch“ geltende Sorghum. Derartige Vorstellungen darüber, welche
Kulturpflanze als traditionell oder störend angesehen wird, unterliegen jedoch einem ste-
ten Veränderungsprozess.
5.5
Zusammenfassung der Diskussion der Fallbeispiele
Hinsichtlich der umweltethischen Betrachtung lässt sich folgendes Resümee festhalten:
Sofern effiziente Technologien zum Einsatz kommen und der Landwirt stets darum be-
müht ist, die Auswirkungen seines Handelns auf die Umwelt kritisch und mit Blick auf
mögliche Optimierungsmaßnahmen zu reflektieren, können sowohl Biogas aus Sorghum,
Rapsölkraftstoff aus dezentraler Ölgewinnung wie auch Bioethanol aus Weizen umwelt-
verträglich produziert werden.
Der Fokus der vorgenommenen Diskussion lag auf den sozialethischen Dimensionen
der drei Fallbeispiele. Auch hierbei gilt, dass ein erschöpfendes Urteil nur möglich ist, wenn
die konkreten Bedingungen berücksichtigt werden. Tendenziell lassen sich jedoch einige
Differenzen zwischen den Fallbeispielen festhalten: In der folgenden Matrix (Tab.  5.1 ) sind
jene Interessen der Betroffenen, bei denen sozialethisch relevante Unterschiede zwischen
den drei Beispielen identifiziert wurden, grau markiert.
Hinsichtlich der Interessen des Landwirtes und der Verwerter lassen sich keine ethisch
relevanten Unterschiede zwischen den drei Beispielen identifizieren. Aus Sicht Wirt-
schaftstreibender ist es positiv zu bewerten, wenn möglichst viele Wirtschaftsoptionen
offen stehen. Inwieweit sich ein Pfad dann tatsächlich rentiert, ist ethisch nicht von Be-
lang, sondern eine Frage des wirtschaftlichen Risikos, das in unserer Wirtschafts- und
Gesellschaftsform jeder Akteur selbst zu tragen hat. Die Politik ist hinsichtlich aller drei
 
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