Environmental Engineering Reference
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merischen Risiko des Verwerters. Dennoch sollen kurz die Faktoren erläutert werden, die
bei dieser Frage eine Rolle spielen:
Bei der dezentralen Ölmühle (Rapsverwendung) und dem Ethanolhersteller (Weizen-
verwendung) kann es zu Absatzproblemen kommen, wenn Diesel oder Benzin im Ver-
gleich zum Biokraftstoff sehr günstig sind. Dann ist das Bioenergie-Produkt (Rapsölkraft-
stoff oder Bioethanol) vergleichsweise teuer und die Nachfrage bzw. der Absatz stagniert.
Der Ölmühlenbetreiber kann versuchen, im Speiseölmarkt und im Bereich der technischen
Öle neue Absatzwege zu finden, was sich jedoch meist als schwierig bzw. in der Regel sogar
als unmöglich erweist. Bei dem Rapsölkraftstoffabsatz hat sich in der Vergangenheit genau
diese Problematik gezeigt, was zu Stilllegungen von Ölmühlen führte. Die wirtschaftliche
Sicherheit kann über Nebenprodukte der Rapsöl- und der Bioethanolerzeugung erhöht
werden. So wird Rapspresskuchen, wie er als Koppelprodukt bei der dezentralen Rapsöl-
produktion anfällt, vor allem als hochwertiges Eiweißfuttermittel verwendet. Schlempe,
ein Koppelprodukt der Bioethanolherstellung, kann ebenfalls verfüttert oder in der Bio-
gasanlage genutzt werden. Der Verwerter unterliegt den preislichen Marktschwankungen
von Getreide und Raps.
Ein Biogasanlagenbetreiber (Sorghumverwendung) hat den Vorteil, dass durch das
EEG festgelegte Vergütungen für die Stromeinspeisung von der Inbetriebnahme der An-
lage an für zwanzig Jahre garantiert sind. Die erzielbare Vergütung ist für Bestandsanlagen
also im Gegensatz zu anderen landwirtschaftlichen Produkten auf lange Zeit fixiert und
nicht den Marktschwankungen unterworfen. Dabei ist es sehr wichtig, dass die Wärme
ebenfalls gewinnbringend verkauft wird. In der Vergangenheit wurde aufgrund von sehr
niedrigen Bonuszahlungen für Wärme diese teilweise nicht genutzt oder zu günstig ver-
kauft, was dann - vor allem in Zeiten hoher Rohstoffkosten - zu wirtschaftlichen Pro-
blemen geführt hat. Politische Änderungen wie die EEG-Novelle 2012 mit veränderten
Vergütungssätzen, können zu einem Rückgang von neuen Planungen führen (vergleich
Kap. 2.1.2). Als Koppelprodukt können Gärreste als organische Dünger selbst genutzt oder
an Landwirte verkauft werden.
In allen drei Fällen besteht die Gefahr, dass die Rohstoffkosten so hoch werden, dass
eine Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben ist, vor allem wenn mögliche Substitute güns-
tiger sind.
Als moralphilosophisch relevant wurde das Interesse der Verwerter am ökonomischen
Auskommen vor allem im Hinblick auf das Einhalten politischer Versprechungen bezüg-
lich Subventionen und/oder ordnungspolitischer Maßnahmen genannt: Der Verwerter
ist durch massive Anfangsinvestitionen auf die gewählte Technologie festgelegt und beim
Ausbleiben von staatlichen Zuschüssen oder Änderung ordnungspolitischer Maßnahmen
bzw. politischer Ziele in seiner Existenz bedroht. Unsichere politische Rahmenbedingun-
gen, vor allem die Ungewissheit zukünftiger Subventionspolitik, machen Prognosen über
die wirtschaftliche Sicherheit der Verwerter schwierig. Hierbei liegt es in der Verantwor-
tung der Politik, die gegebenen Versprechen adäquat zu berücksichtigen. (Die Subventi-
onspolitik ist auch für den Energiekonsumenten von Bedeutung - siehe unten.)
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