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zwishen Sherben und Trümmern einen Weg bahnte. »Und bewundernswert, wie
sih auh nah diesem Shlag die Gemeinde wieder aufrappelte.« Ein letztes Mal.
Das Genik wurde ihr dann 1964 gebrohen, mit der Zypernkrise. »Mein Vater sagte:
›Alles haben wir überlebt. Das werden wir niht überleben.‹ Er hate reht«, sagt
Markaris. Die Istanbuler Griehen waren Geiseln im ewigen Streit zwishen der
Türkei und Griehenland, das rieb sie auf.
Nun wäre Markaris niht Markaris, häte er eine sentimentale Abrehnung mit der
Türkenwut geshrieben. Die Kinderfrau Maria hinterlässt eine Spur von Leihen bei
ihren Hausbesuhen - aber es ist kein Zufall, dass die Mehrzahl der Leihen keine
Türken, sondern Griehen sind: »Ih wollte zeigen, dass die Griehen niht ganz un-
shuldig waren«, sagt Markaris. Niht die an der Regierung in Athen, die 1964 die
Zypernkrise provozierten und dabei in Kauf nahmen, dass die Istanbuler Griehen
»Kollateralshaden« (Markaris) wurden. Und auh niht die griehishe Gemeinde
in Istanbul selbst, die Markaris mit merkbarer Lust als Shlangengrube beshreibt, in
der Arroganz, Ignoranz und Intrigen blühten. Eine »stokkonservative, wenn niht
gar reaktionäre Minderheit« nennt er sie: hielten sih für die Gralshüter des byz-
antinishen Erbes und fanden leider »kein anderes Mitel, ihre alte Herkunt und
Größe zu verteidigen, als sih einzumauern«.
Allmählih, glaubt Markaris, merkten die Griehen und die Türken, wie ähnlih
sie einander seien. »Leider gilt das vor allem für ihre Mängel.« Die »Balkankrankheit
Nationalismus« fällt ihm als Erstes ein. Die Lust an der Konfrontation. Die Hingabe
an Hirngespinste: »Die Türken halten sih heute wieder für eine große Maht«,
sagt Markaris, »derweil halten sih die Griehen für die Enkel der alten Hellenen.«
Gerade ist er vom Galataturm - ein Erbe der Genueser - eine Gasse hinuntergeklet-
tert, nun steht er vor dem österreihishen St.-Georgs-Gymnasium. Hier ging
Markaris zur Shule. Eine miteleuropäishe Erziehung. »Vielleiht«, sagt er, »habe
ih hier den gesunden Menshenverstand mitgekriegt, der so vielen Türken und
Griehen fehlt.«
Petros Markaris verließ die Stadt 1965 . Als Besuher aber trieb es ihn shon bald
wieder zurük, jedes Jahr für einige Wohen. Seine Shwester mahte Markaris Vor-
würfe: Zurük zu den Türken? Denen Geld nahwerfen? Er redete ihr viele Jahre zu:
»Geh hin. Du wirst eine Wohe weinen. Und dann bist du glüklih.« Sie ging. Sie
weinte. Sie war glüklih. Mitlerweile kommen sie als Touristen in Sharen zurük:
Alte Griehen feiern wie früher das Osterfest auf den Prinzeninseln, ihre Kinder und
Enkel buhen die Kapelle des Patriarhats für eine Hohzeit. Und auh in der Türkei
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